Heute besucht unser EonA/AWF-Team den Schlachthof Başkent Et in Ankara. Asalet, Lesley und Dr. Eser, eine deutsche Tierärztin und Expertin für Tierschutz bei der Schlachtung, wollen die Tierschutzbedingungen kontrollieren. Wie bei allen anderen Rinder- und Schaf-Schlachthöfen in der Türkei wird auch hier den Tieren die Kehle ohne vorherige Betäubung durchschnitten.
In diesem Schlachtbetrieb werden die Tiere nicht vollständig an einem Bein vom Boden hochgezogen (was wir leider bei anderen Betrieben gesehen haben), sondern haben zumindest den Kopf und die Schulter auf dem Boden. Das Hochziehen der Tiere dauert hier kürzer als in anderen Schlachthäusern, zwischen 18 und 33 Sekunden. Der Schlachter benutzt ein scharfes Messer und kann meistens schon mit dem ersten Schnitt die Kehle durchtrennen. Trotzdem gibt es einige Kritikpunkte, die dringend verbessert werden müssen.
Ein LKW liefert zwei Bullen und eine Kuh an. Die Tiere sind im Fahrzeug angekettet, aber das Verletzungsrisiko ist sehr hoch, da es sich nicht um ein Tiertransportfahrzeug handelt. Es hat keine Rampe, um die Tiere sicher zu entladen
Der Treibgang von den Pferchen zur Fixierungsbox hat keine Vorrichtung, die das gegenseitige Bespringen verhindert. Die Bullen versuchen mehrmals, einander und die Kuh zu bespringen. Unser Team beobachtet, wie die Kuh unter dem Gewicht der Bullen ausrutscht und hinfällt.
Zwischen dem Boden und der Fixierungsbox gibt es einen grossen Spalt. Zwei Tiere klemmen sich in diesem Spalt ein Hinterbein ein, als sie in die Box getrieben werden. Das Bein des zweiten Rindes wird vom beweglichen Boden der Box zerquetscht und schwer verletzt.
Wir zeigen unsere grosse Besorgnis über die entsetzlichen Schmerzen und die Angst des Tieres. Der Schlachter tötet den Bullen sofort, um ihm weiteres Leiden zu ersparen.
Die Tierärztin Dr. Eser bittet den Schlachtern nach der Schlachtung des ersten Tieres, einen zusätzlichen Bruststich durchzuführen, weil dieser den Blutverlust beschleunigt und die Tiere das Bewusstsein schneller verlieren. Der Schlachter kennt diesen und führt ihn danach bei jedem Tier ordentlich durch. Bei der ersten Schlachtung nur mit Kehlschnitt, dauert es 107 Sekunden bis das Tier das Bewusstsein verliert. Bei den anderen Tieren, die zusätzlich den Brustschnitt erhalten, zwischen 48 und 73 Sekunden. Aber um das Leiden der Tiere vollständig zu vermeiden, möchten wir, dass die türkischen Schlachthäuser die vorherige Betäubung einführen.
Die Schlachter und der technische Direktor des Schlachthofes sind sehr aufgeschlossen und freundlich. Wir führen mit ihnen ein langes Gespräch über Verbesserungen, die vorgenommen werden müssen, und Dr. Eser nennt ihnen einfache Beispiele, wie einige der Probleme gelöst werden können. Wir betonen, dass sie dringend eine andere Fixierungsbox benötigen und dass der Spalt sofort geschlossen werden muss, um schwere Verletzungen zu vermeiden. Die Schlachthofmitarbeiter sind gewillt, die Verbesserungen so schnell wie möglich vorzunehmen und uns Bilder zu schicken. Auch möchten sie an unserem Seminar über Tierschutz bei der Schlachtung teilnehmen, das am kommenden Wochenende in Istanbul stattfindet.
Wir erhoffen uns, durch die Weitergabe von Wissen und Mitgefühl schnellstmöglich die Leiden der Billionen von Tieren, die in unserer Welt geschlachtet werden, zu reduzieren.