Heute Abend hat Eyes on Animals die Hühnerfänger einer deutschen Fangfirma darin geschult, wie man Hühner aufrecht einfängt. Das Team bestand aus acht polnischen Mitarbeitern, deshalb war ein polnischer Dolmetscher von Eyes on Animals dabei, um sicherzustellen, dass alle polnischen Fänger den Unterricht gut verstehen konnten. Das Training fand in einem großen deutschen Masthähnchenbetrieb statt.
Nach der Anleitung und mit unserer Unterstützung und Hilfestellung fingen die frisch geschulten Fänger etwa 8.000 Masthähnchen nach unserer aufrechten Fangmethode. Insgesamt waren es etwa 22.000 Hühner, die auf zwei Ställe verteilt waren. Die restlichen 14.000 Hühner wurden mit der konventionellen Methode eingefangen (etwa 4 Hühner auf einmal, an einem Bein kopfüber hängend). Da heute Nacht beide Fangmethoden angewendet wurden, wurden die Unterschiede bei der Stressbelastung sehr deutlich. Die Hühner, die an den Beinen gepackt wurden, gerieten sofort in Panik, was sich in den Versuchen, den Kopf aufzurichten, Flügelschlagen, Fluchtversuchen und lautem Gackern äußerte. Bei der Methode des aufrechten Einfangens war nichts von diesem Verhalten zu beobachten; die Hühner blieben ruhig.


Organisiert wurde der Abend vom Tierschutzbund, der die aufrechte Fangmethode von Eyes on Animals bei Geflügelzüchtern einführen will, die mit dem Tierschutzlabel zertifiziert sind. Auch die Tierschutzbund-Mitarbeiter selbst wurden von Eyes on Animals praxisnah geschult, um in Zukunft auch in Deutschland Hühnerfänger ausbilden zu können.
Heute Abend wurde wieder einmal deutlich, wie anstrengend es ist, Masthähnchen von Hand zu fangen. Diese Hühner sind deutlich schwerer als Legehennen und sitzen alle auf dem Boden. Der Vorteil der aufrechten Fangmethode ist, dass man nur ein oder zwei Hühner auf einmal fängt, also nur 2 – 5 kg heben muss). Bei der konventionellen Methode muss man vier Hühner auf einmal fangen, was ein Gewicht von 8-10 kg bedeutet. Bei der aufrechten Fangmethode hingegen muss man öfter in die Hocke gehen, da man nur 1 oder 2 Hühner auf einmal fängt. Das macht beide Methoden für die Fänger körperlich anstrengend. Ausreichende Pausen und ein gutes Arbeitsklima sind daher unerlässlich. Heute Abend haben wir auch festgestellt, dass die Fänger unter Zeitdruck stehen, da der Schlachthof die Tiere zu einem bestimmten Zeitpunkt geliefert haben will. Dieser Zeitdruck führt zu Ermüdung und Frustration bei den Fängern, die ohnehin schon so hart arbeiten, und gefährdet letztlich den Tierschutz.
Wir haben mit den Container-Systemen für Geflügel von Marel gearbeitet. Insgesamt haben diese gut funktioniert. Die Beladung erfolgt von unten nach oben, und sobald eine Schublade voll ist, zieht man den Deckel darüber. Dadurch wird verhindert, dass man schwere, voll beladene Schubladen in die Container schieben muss, was nur schwer möglich ist, ohne die Hühner zu quetschen. Außerdem ist in den Marel-Behältern genug Platz zwischen den Schubladen, so dass sich keine Köpfe oder Flügel verfangen können. Außerdem ist über die oberste Schublade ein Netz gespannt, um zu verhindern, dass die Tiere herausfallen. Es war jedoch schwierig, dieses Netz nach vorne zu ziehen, ohne dass es die Hühner traf; die Hühner mussten heruntergedrückt werden, um das Netz über sie zu legen. Das ist nicht in Ordnung und ein klarer Hinweis darauf, dass die vertikale Höhe der oberen Schublade unzureichend ist.
Außerdem ist der Container nicht aus einem Stück gefertigt, was ein weiteres Risiko darstellt. Beim Umsetzen der Schubladen in den Geflügeltransporter haben sich die Schubladen manchmal fast aus dem Behälter gelöst. Glücklicherweise ist das heute Abend nicht passiert, aber wenn es doch passiert wäre, könnten die Hühner ernsthaft verletzt werden.
Alles in allem war es ein sehr lehrreicher Abend. Wir konnten viel Filmmaterial für Schulungszwecke sammeln und haben wieder einmal aus erster Hand gesehen, wie viel weniger Stress Hühner haben, wenn sie beim Einfangen aufrecht gehalten werden, und wie viel stressiger es ist, sie kopfüberhängend einzufangen.
Die heute anwesenden Geflügelzüchter und Tierärzte konnten sich ebenfalls davon überzeugen, dass das aufrechte Einfangen viel ruhiger abläuft. Der Nachteil dieser Methode ist, dass sie länger dauert (etwa 1,5 bis 2 Mal so lang), was zu Spannungen und Stress zwischen dem Geflügelzüchter, dem Fangteam, dem Transporteur und dem Schlachthof führen kann, die alle unter Zeitdruck stehen. Die Geschwindigkeit, mit der die konventionelle Fangmethode heutzutage durchgeführt wird, ist zwar schnell, aber viel zu brutal. Ein ruhiges und schonendes Einfangen sollte das „neue Normal“ sein, und wenn man schneller fertig werden will, muss man einfach mehr Fänger einsetzen.
Für sehr große Betriebe wäre der Einsatz von Fangmaschinen besser geeignet. Es ist jedoch wichtig, dass diese Maschinen mit niedrigen Geschwindigkeiten arbeiten, um Tierschutzprobleme zu vermeiden. Leider werden viele Maschinen mit hohen Geschwindigkeiten eingesetzt, was dazu führt, dass die Vögel „ausgespuckt“ werden, gegen die Seiten von Containern prallen oder unsanft landen. Dies verursacht Schrecken und Verletzungen.
Wir möchten uns bei dem Geflügelzüchter, dem Fangteam und dem Tierschutzbund für die erfolgreiche Zusammenarbeit an diesem Abend bedanken.