Heute besucht eines unserer EonA/AWF-Teams den Schlachthof Kurucay im türkischen Bolu. Unser Team besteht aus Asalet, Lesley und Dr. Eser, einer deutschen Tierärztin, die Expertin auf dem Gebiet “humaner” Schlachtung ist. Wie in anderen türkischen Schlachthöfen für Rinder und Schafe, wird auch hier den Tieren die Kehle ohne vorherige Betäubung durchschnitten. Wir würden es bevorzugen, dass die Türkei die Schlachtung mit vorheriger Betäubung einführt, doch bis dahin geben wir unser Bestes, um das Leiden der Tiere in anderen Bereichen des Schlachtvorgangs zu reduzieren. In diesem Betrieb schärft der Schlachter sein Messer vor jedem neuen Schlachtvorgang und benutzt zudem ein wirklich langes Messer. Auf diese Art macht er mit dem ersten, manchmal auch zweiten Versuch einen Schnitt, der ausreicht, um das Tier schnell zu entbluten. In anderen Schlachtbetrieben brauchen die Männer unserer Beobachtung nach manchmal bis zu fünf Schnitten, was die Prozedur für das Tier noch viel schmerzhafter macht. Wir sind erfreut zu sehen, dass über dem Treibgang eine Vorrichtung angebracht ist, die die Tiere daran hindert, aufeinander aufzureiten, was zu ernsthaften Verletzungen führen kann, insbesondere bei Bullen. Wir werden dieses Modell auch anderen türkischen Schlachthöfen vorschlagen.
Jedoch gibt es auch in diesem Schlachthof Aspekte, die dringender Verbesserung bedürfen. Darüber diskutierten wir in einem langen und offenen Gespräch mit dem Schlachthofbetreiber, dem Schlachter und dem Tierarzt des Schlachtbetriebs. Zum Beispiel können die Tiere der Schlachtung vom Treibgang aus zusehen, bekommen Angst und sträuben sich deshalb, die Fixierungsbox zu betreten. Außerdem wird für Rinder eine Box benutzt, in der die Tiere hinfallen, um dann an einem Bein aufgehängt zu werden, was zu Verletzungen und starken Schmerzen führt. Noch schlimmer ist, dass die Bullen einen Meter über dem Boden aufgehängt werden, um dort bei vollem Bewusstsein bis zu 17 Sekunden auf den Halsschnitt zu warten. Danach dauert es weitere 40 bis 90 Sekunden, bis sie genug Blut verloren haben, um bewusstlos zu werden.
Uns wurde zugesagt, dass sehr bald Vorhänge aufgehängt werden, um die Sicht der Tiere auf die Schlachtung zu verhindern. Dr. Eser zeigte dem Schlachter außerdem einen Bruststich, der zu einem sehr viel schnelleren Blut- und somit auch Bewusstseinsverlust führt. Wir werden in Kontakt bleiben und schätzen die Offenheit für Kritik und Verbesserungsvorschläge. Wir haben sie auch zu unserem Seminar am kommenden Wochenende eingeladen und hoffen, dass sie teilnehmen, um noch mehr zu lernen.
Wir erhoffen uns, durch die Weitergabe von Wissen und Mitgefühl schnellstmöglich die Leiden der Billionen von Tieren, die in unserer Welt geschlachtet werden, zu reduzieren.