Heute hatten wir ein Online-Meeting mit einem Team von Gosschalk, den Entwicklern des ‚Argus VCA Kamera-Systems‘ und Dr. Temple Grandin. Wir wollten Temple Grandins Empfehlungen zum Umgang und zur Gestaltung in Gosschalk, wo sowohl Rinder als auch Schweine geschlachtet werden, um zu sehen, ob Stress und Angst weiter reduziert werden können. Temple Grandin ist eine bekannte Ethologin und Expertin dafür, wie man das Verhalten von Tieren berücksichtigen kann, so dass Angst und Stress bei der Schlachtung auf ein Minimum reduziert werden. Gemeinsam sahen wir uns Videos vom Schlachtprozess der Schweine und Rinder an, von der Entladung bis zur Betäubung.
Temple Granden sagte wiederholt, dass sie von der Gestaltung und der Gelassenheit im Inneren des Schlachthofs beeindruckt sei. Die Verwendung mehrer versetzter Stufen, um die Schweine im Gänsemarsch zum Laufgang zu bringen, funktionierte ihrer Meinung nach sehr gut. In einigen wenigen Punkten äußerte sie sich kritisch. Ihre wichtigsten Empfehlungen und Tipps:
- Schweine in kleineren Gruppen treiben – so gibt es weniger Stress, weniger Staus und weniger Schweine, die rückwärts laufen. Der Treibgang sollte immer nur zur Hälfte ausgelastet sein.
- Besseres Timing des Prozesses – die Schweine sollten nur dann vorwärts getrieben werden, wenn in der Laufbahn noch Platz ist. Temple nennt dies „Timing of bunches“. Sie betont, wie wichtig es ist, dass die Schweine jederzeit weiterlaufen können und niemals warten müssen. Wenn sie warten, drehen sie sich um und werden verwirrt oder nervös.
- Die Tür vor der Betäubungsbox für Rinder muss im Vergleich zu ihrer jetzigen Höhe weiter nach oben geschoben werden. Wenn größere Rinder die Box betreten, berühren sie mit dem Rücken leicht die Unterseite der Schiebetür, so dass die Gefahr besteht, dass sie sich sträuben und sich weigern, weiterzugehen. Sowohl Rinder als auch Schweine reagieren sehr empfindlich, wenn etwas ihren Rücken berührt (es gibt ihnen das Gefühl, dass sie nicht hineinpassen).
- Um die Betäubungsbox herum gab es mehrere Ablenkungen, die die Rinder nervös machen konnten, wie Metallstreifen auf dem Boden und eine weiße Stange vor der Box. Temple Grandin empfiehlt, solche Sachen, die starke Kontraste verursachen, zu entfernen.
- Das Schwenken einer Fahne an einem Stock, um die Rinder besser bewegen zu können, ohne dass man mit dem Körper in ihre Fluchtzone eindringen muss.
- Die Tiere starren das Objekt an, das sie fürchten. Achten Sie genau auf dieses Verhalten – es zeigt Ihnen, was geändert/angepasst werden muss. Objekte, die Angst auslösen, müssen entfernt werden.
- Überprüfen Sie immer Ihre LED-Lichter. Für uns scheinen sie normal zu sein, aber ein Tier kann ein „Flackern“ sehen. Dies kann mit dem Zeitlupenmodus Ihrer Handykamera überprüft werden.
Vor dem Treffen besuchte Eyes on Animals den Schlachthof, um das Entladen, den Umgang und die Betäubung der Rinder zu beobachten. Im Treibgang war eine Schiebetür installiert worden. Diese wird nur eingesetzt, wenn sich die Rinder wirklich weigern, in die Box zu gehen. Der Einsatz einer Schiebetür verhindert, dass die Arbeiter frustriert sind und die Tiere zu grob behandeln (was die Situation verschlimmert). Bei unserem Besuch musste die Schiebetür nicht benutzt werden, da die meisten Tiere problemlos hineingingen.
Sorgen bereitete uns die Metallschiebetür vor der Betäubungsbox. Sie rutschte oft zu früh herunter. Obwohl sie mit einem Sicherheitssensor ausgestattet war (der die Tür bei zu starkem Druck zum Stehen bringt), verhinderte dies nicht, dass die Tür mit einiger Wucht gegen den Rücken des Rindes (und manchmal auch gegen den Kopf des nächstfolgenden Rindes) schlug. Wir empfahlen Gosschalk, seine Arbeiter anzuweisen, die Tür achtsamer zu benutzen und die Unterseite der Metalltür mit Gummi abzudecken (um Schmerzen und Verletzungen zu verringern). Wir hatten auch einige Bedenken wegen der Viehtransporter, die innen ziemlich rutschig waren, so dass das Vieh zögerte, hinauszugehen (aus Angst vor einem Sturz). Leider ist die Verwendung von Sägespänen in Viehtransportern bei kurzen Fahrten von weniger als 8 Stunden nicht üblich, aber wir würden uns das wünschen; insbesondere für Milchkühe, die oft Schwierigkeiten beim Gehen oder schmerzhafte Klauenerkrankungen haben, ist es wichtig, dass sie einen guten Halt haben. Wir hoffen, dass Gosschalk bei den Transporteuren auf die Verwendung von Sägespänen bestehen wird, aber wir werden auch die LKW-Hersteller kontaktieren und sie bitten, bessere rutschfeste Böden zu verwenden. Abgesehen von diesen Bedenken war unser allgemeiner Eindruck sehr positiv – das Vieh wurde nicht gejagt, die Mitarbeiter arbeiteten während des Prozesses ruhig und es gab klare standardisierte Arbeitsmethoden. Gosschalk hat einen langen Weg zurückgelegt.
Alles in allem war es ein sehr produktiver und interessanter Tag, der zu weniger Tierleid führen wird. Gosschalk hat viele neue Ideen zur weiteren Stressreduzierung gewonnen und wird diese bald in der Praxis ausprobieren. Wir möchten uns bei Temple für ihre Zeit und ihre unerschöpfliche Motivation und Begeisterung bedanken.