Heute hat Eyes on Animals einen Folgebesuch im Schlachthof Agri4+ durchgeführt, um das Schlachten von Ferkeln zu beobachten. Wir wollten sehen, welche Verbesserungen der Schlachthof seit unserem letzten Besuch vorgenommen hat, welche unserer Vorschläge bisher umgesetzt wurden und wie Stress noch weiter reduziert werden könnte.
Agri4+ hatte seit unserem letzten Besuch mehrere Verbesserungen umgesetzt, wie das Streuen von Maiskörnern in den Wartebuchten (als Umweltbereicherung, um den Schweinen etwas positive Beschäftigung zu bieten und sie vom Kämpfen abzulenken), Lärmreduzierung durch den Einsatz von Gummiringen an den Toren, um abrupte, laute Schläge zu reduzieren, und die sofortige Ausblutung der Schweine nach der Betäubung, um zu verhindern, dass diese wieder zu Bewusstsein kommen. Es gibt auch spezielle Einzelbuchten in der Nähe des Entladebereichs, um Schweine die in scheinbar schlechtem Zustand ankommen, aufzunehmen damit diese zuerst von einem NVWA-Tierarzt untersucht werden. In diesen Wartebuchten gibt es immer Wasser und Futter für die Schweine.
Bei Agri4+ werden Schweine manuell mit Strom betäubt, während sie sich in einer Gruppe befinden. Schweine fühlen sich in Gruppen sicherer – das ist also positiv. Da die Schweine jedoch nicht einzeln festgemacht werden, ist es wichtig, dass die Gruppe ruhig gehalten wird, damit die elektrischen Zangen richtig an den Individuen platziert werden können. Wir glauben, dass hier Verbesserungspotenzial besteht (die Schweine liefen in dieser Bucht aufgrund von Stress und Angst zu viel herum). Wir haben Agri4+ empfohlen, die Größe der gleichzeitig eingelassenen Gruppen erheblich zu reduziert, um den Stress in der Betäubungsbucht zu minimieren. Wir empfahlen außerdem eine Rückhaltetechnik basierend auf der Verhaltensforschung; eine Wand mit einem Tor in der Mitte der Betäubungsbucht, durch das die Schweine durchsehen können. Wenn die Schweine auf beiden Seiten platziert werden, sehen sie sich gegenseitig an und werden daher den Mitarbeiter mit den sich nähernden elektrischen Betäubungszangen weniger wahrnehmen. Auf diese Weise kann ein Schwein leichter betäubt werden, ohne sich dessen bewusst zu sein, was passieren wird. Siehe die Zeichnung unten.
Eine andere Alternative ist die Willems-Box (ein Design, das vom Besitzer des Schlachthofs Willems in den Niederlanden erfunden wurde) mit einer Drehtür und einer transparenten Wand an der Vorderseite (damit die Schweine keine Sackgasse erwarten). In der Willems-Box können die Schweine mit minimalem Stress getrennt werden, damit die Betäubungszangen richtig platziert werden können. Wir empfehlen außerdem, die Schweine nicht mit einem Wasserschlauch abzuspritzen (die Schweine geraten in Panik, weil sie dem starken Wasserstrahl ausweichen), sondern ein Wasservernebelungssystem zu verwenden, welches viel sanfter ist.
Wir glauben, dass die elektrische Betäubung das Potenzial hat, human angewendet zu werden. Im Gegensatz zur CO2-Betäubung, bei der Schweine immer 20-30 Sekunden lang unter Panik, Schmerzen und Atemnot leiden. Wenn die Elektrobetäubung richtig durchgeführt wird und die davor liegenden Abläufe unter Berücksichtigung des Verhaltens der Tiere entwickelt wird, ist es möglich, die Belastung auf ein Minimum zu begrenzen. Vor allem in kleineren Schlachthöfen wie Agri4+, wo die Schlachtgeschwindigkeit langsamer ist und Anpassungen flexibel möglich sind. Wir hoffen, dieses Potenzial in Zusammenarbeit mit Agri4+ voll ausschöpfen zu können.
Es ist sehr positiv, dass Agri4+ sofort mit den Verbesserungsmaßnahmen begonnen hat; in der Zwischenzeit ist ein neues Design für die Betäubungsbucht fertig. Sobald diese fertig ist, werden wir von Agri4+ erneut eingeladen, um sie zu besichtigen. Wir möchten Agri4+ für ihre offene Haltung und ihre Bemühungen zur Verbesserung des Tierwohls in ihrem Schlachthof danken. Sie sind auf dem Weg, ein Schlachthof zu werden, von dem wir glauben, dass wir ihn für Landwirte und Fleischbetriebe empfehlen können, welche für Tierschutzlabel produzieren möchten, die ein angstfreies und besseres Tierwohl während des gesamten Lebens der Schweine, von der Geburt bis zum Tod, garantieren.