Das niederländische Ministerium für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität und mehrere Bundesländer in Deutschland haben den Export von Tieren in Drittländer, die eine 24-Stunden-Ruhepause erfordern, endgültig gestoppt. Aber andere Ländern müssen diesem Beispiel noch folgen.
Seit Jahren werden Tiere aus der EU, wie Milchkühe und Zuchtschweine, Schlachtrinder und Schafe, am Ende illegal tagelang in Lastwagen eingepfercht in Länder außerhalb der Europäsichen Union transportiert.
Tiere aus der EU sollten für 24 Stunden entladen werden, um nach einer bestimmten Maximalzeit an Bord ordnungsgemäß ausgeruht, gefüttert und getränkt zu werden. In Ländern außerhalb der EU gibt es aber keine verlässliche Infrastruktur, um dies zu tun. Deshalb müssen die Tiere an Bord bleiben. Dies geht nun seit Jahren so, weil die Exporteure und Transportunternehmen durch Lügen und Betrügen in ihren Fahrtenbüchern falsche Versorgungsstationen in den Drittländern angeben.
Am 26. Mai 2020 gab der niederländische Minister für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittel bekannt, dass die Behörden Anträge von Tierexporteuren und Tiertransportfirmen nicht mehr genehmigen, um Tiere von der Niederlande in Drittländer zu transportieren, die eine 24-Stunden-Rast erfordern. Diese Entscheidung folgt der Entscheidung von drei Bundesländern in Deutschland, die ebenfalls aufhörten, solche Langstreckentransporte aus ihren Gebieten zu genehmigen. Doch jetzt müssen andere EU-Länder und die übrigen deutschen Bundesländer dem folgen. Diese Entscheidung ist längst überfällig.

EU-Tiere werden regelmäßig in Drittländer exportiert wie Russland (sogar Sibirien), Osttürkei, Kasachstan und Usbekistan. Der Grund, warum die deutschen Bundesländer und die niederländischen Behörden solche Langstreckentransporte schließlich nicht mehr genehmigten, ist, weil sie genügend Beweise dafür gesammelt haben, dass es in diesen Ländern keine Kontrollposten gab. Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (C424/13) aus dem Jahr 2015 half ebenfalls dabei, ihre Entscheidung voranzutreiben, weil die Gerichtsentscheidung bestätigte, dass die obligatorischen 24-Stunden-Versorgungspausen auch während des Transportes außerhalb des EU-Gebietes respektiert und durchgesetzt werden mussten.
2019: LKW, die unter extremer Kälte Rinder aus Europa nach Russland transportieren, stecken im Schnee mit gefrorenen Wassersytemen fest 2019: Foto vom gefälschten Kontrollposten in Samara, Russland – eine Busstation
In Wirklichkeit sind die Adressen der so genannten “Versorgungsstationen” in den Drittländern, die in den Reiseprotokollen der Tierexporteure und –transporteure stehen, nichts anderes als leere Parkplätze, Tankstellen, Busstationen, Grenzübergänge oder winzige, unhygienische Ställe ohne angemessene Versorgung. Dieses ernste Problem wurde bereits von NGOs wie Eyes on Animals, TSB|AWF und Animals’ Angels dokumentiert. Sie begleiteten seit 2009 Lastwagen, die auf einigen dieser Langstrecken Tiere transportierten und deckten diese sehr große Betrugs- und Tierschutzproblematik auf.
Im August 2019 fuhr eine Gruppe amtlicher Tierärzte aus Deutschland zu einigen dieser sogenannten Versorgungsstationen auf der Transportroute nach Russland und stieß auch nur auf Parkplätze, nicht funktionsfähige Ställe und keine Infrastruktur. Schließlich gaben einige Mitglieder der Transportbranche selbst zu, dass sie niemals ihre Tiere entladen hatten, mit der Begründung, dass die Tiere auf den Transportern besser geschützt wären. Da das Entladen im Ausland ohne behördliche Hygienekontrollen bedeute, dass die Tiere Krankheiten ausgesetzt sein können.Inzwischen haben die Bundesbehörden der Russischen Föderation in einem Schreiben vom April 2020 erklärt, dass sie in ihrem Land keine Versorgungsstationen haben, außer einer nahe der Westgrenze zu Belarus und die regionalen Behörden Russlands keine verlässlichen und einheitlichen Informationen liefern. Ebenso bestätigen jüngste Berichte der EU-Kommission DG Sante das Fehlen von Kontrollposten auf diesen Routen.
In ihrem Bericht DG (SANTE) 2019-6834 heißt es: “Die meisten Bedenken um das Wohlergehen der Tiere beziehen sich auf den Nicht-EU-Abschnitt der Reise. Die verfügbaren Informationen ergeben, dass die meisten Transportfirmen die geltenden EU-Vorschriften nicht einhalten, wenn sie die Union verlassen. Das Fehlen von Vereinbarungen mit EU-Nachbarstaaten, zusammen mit schlechten nachträglichen Kontrollen und die Unfähigkeit der Mitgliedstaaten, die Transportbedingungen und die Durchführbarkeit des Plans für diesen Teil der Reise zu ermitteln, tragen zu diesem Problem bei.”.
2018: Temperaturen gemessen in den LKWs an der türkischen Grenze (Animal Welfare Foundation) 2012: Gefälschter Kontrollposten für eine 24-Stunden-Rast an einem vorgetäuschten Kontrollposten – Kapikule an der Grenze
Zusätzliche Probleme, die entstehen, wenn Tiere über einen längeren Zeitraum nicht entladen werden können, sind, dass diese Tiere bei extremen Temperaturen enorm leiden, was wiederholt von NGO´s vor Ort dokumentiert wurde.
Lastwagen voller Rinder und Schweine im Winter unterwegs nach Kasachstan, Usbekistan und Russland, sogar bis in den fernen Osten von Sibirien, waren extremer Kälte und Schnee ausgesetzt. Einige Lastwagen blieben in Stürmen oder hohem Schnee stecken. Wassersysteme froren ein, so dass die Tiere an Bord nicht genug Wasser trinken konnten.
Im Zeitraum von Dezember 2018 bis März 2019 schickten die größten Exportländer wie Deutschland, Niederlande und Dänemark 488 Transporte durch Russland mit Zielen so weit entfernt wie Kazachstan, Usbekistan, Turkmenistan usw. Während dieser Zeit fielen die Temperaturen entlang der Route bis minus 24 Grad Celsius.
Tagelang im Lastwagen eingepfercht zu sein während der heißen Sommermonate auf dem Weg in die Türkei, führt zu extremem Hitzestress und einer hohen Sterberate. Das Wasser im Trinksystem der Transporter kam sehr heiß heraus und konnte von den Tieren nicht getrunken werden. Das Ammoniak in den Lastwagen stieg an und ebenso die Luftfeuchtigkeit. Die aufgequollenen Körper der toten Tiere mussten oftmals gezwungenermaßen zwischen den lebenden Tieren an Bord verbleiben. Verletzte Tiere konnten nicht entladen und behandelt werden.
2018: verdreckte Wassertränken auf einem LKW von Tschechien in die Türkei (Source: Eyes on Animals and Animal Welfare Foundation) 2017: Rumänische Bullen leiden unter Hitzestress an der türkischen Grenze (Source: Eyes on Animals, Animal Welfare Foundation)
Es sind in der Tat gute Nachrichten, dass die niederländischen Behörden und einige deutsche Bundesbehörden endlich auf die Bremse treten, trotz dem großen Aufschrei der Industrie und ihrer Lobbygruppen. Aber die gute Nachricht kommt spät, denn so viele Tiere mussten bereits unter den endlosen und anstrengenden Fahrten leiden. Und es sind weiterhin so viele Tiere unterwegs auf diesen Routen. Wenn Falsches richtig gemacht werden soll, dann gilt es keine Zeit zu verlieren. Alle Mitgliedsstaaten müssen dies tun und damit aufhören, Transporte mit Verstoß gegen geltendes Recht zu genehmigen.
Wir werden den Druck auf die Behörden anderer Länder erneuern, um ebenso zu handeln. Und wir werden weiterhin diese Routen und das Fehlverhalten der Export- und Transportfirmen, die sie nutzen enthüllen.
Besuchen Sie die folgenden Links auf einige unserer Videos, um zu sehen, was passiert, wenn Tiere in Drittländern in den Lastwagen steckenbleiben:
5-Jahres-Recherche über stattgefundene Verstöße auf der Export-Route von Europa in die Türkei bei Tieren, die tagelang eingepfercht sind. Dokumentiert von Eyes on Animals, AWF|TSB and CIWF.
In dieser Dokumentation von Manfred Karreman, beschreiben ein Inspektor der NGO Animals Angels und danach Dr. Madelaine Martin, eine Vertreterin des Bundeslandes Hessen (Deutschland), ihre Beobachtungen auf der Route nach Russland und den Mangel an Kontrollposten, um die Tiere dort zu entladen Beobachtungen auf der Route nach Russland und den Mangel an Kontrollposten, um die Tiere dort zu entladen.