Heute besichtigten wir die Schlachterei Thönes-Natur-Verbund in Deutschland. Diese kleine Schlachterei hat sich auf die Schlachtung von Schweinen aus tierartgerechter und biologischer Haltung spezialisiert, die den Qualitätsanforderungen des Naturverbundes entsprechen (Bio und Thönes-Natur). Wir wollten den speziell von ihnen entwickelten Treibgang für Schweine sehen, der die Tiere aus der Herde in Richtung Elektrodenbetäubung trennt. Dieses System wurde dem natürlichen Verhalten der Tiere angepasst, um Stress zu vermeiden. Wir waren sehr beeindruckt von diesem Schlachtbetrieb, in dem sich die Tiere tatsächlich viel ruhiger verhielten. Das einzigartige Design des Treibgangs ähnelte den Empfehlungen von Dr. Temple Grandin (kurvenartige Treibgänge, die den Tieren das Gefühl geben, in Richtung Ausgangsposition zurückzulaufen) und nutzte das Prinzip der Bud-Box.
Schlachtbetriebe mit Elektrobetäubung werden oft dafür kritisiert, dass in den Treibgängen beim Separieren der Schweine Stress durch Engpässe entsteht. Die alternative CO2-Betäubung, bei der die Tiere in Gruppen betäubt werden können, ist aber leider auch nicht humaner, da die Inhalation von hoch konzentriertem CO2 sehr schmerzhaft ist und die Schweine in Panik versetzt. Thönes hatte sich aus ethischen Gründen ausdrücklich gegen einen Umstieg auf CO2 entschieden und wollte stattdessen das vorhandene Elektroden-Betäubungssystem verbessern. Das Design des Treibgangs von Thönes, bei dem die Tiere tiergerecht aus der Herde getrennt werden, löst das Problem mit den Engpässen und macht das Schlachten von Schweinen so human wie nur möglich.
In dieser Schlachterei werden nur 110 Schweine pro Stunde geschlachtet mit einer maximal möglichen Auslastung von 175 Schweinen pro Stunde. Schlachtbetriebe, die mehr Schweine pro Stunde schlachten möchten, müssten 3-4 solcher Treibgänge installieren. Bisher haben wir noch kein schonenderes Verfahren zum Separieren von Schweine gesehen. Nur ein Mitarbeiter im Treibgang war nötig und Elektrotreiber wurden nicht benutzt. Noch nicht einmal das Berühren der Tiere war nötig, da alleine die Standposition des Mitarbeiters und das Plastikpaddel den Tieren den richtigen Weg in die Schlachtbox wiesen. Es wurde auch eine zusätzliche Lichtquelle am Ende der Schlachtbox installiert um den Tieren das Eintreten zu erleichtern. Die Hydraulik in der Schlachtbox wurde mit Gummidämpfern ausgestattet, um die Geräusche zu verringern. Insgesamt war es in der Schlachterei relativ ruhig und die Tiere gerieten nie in extreme Panik.
Wir werden diese Informationen an andere Schweineschlachtbetriebe weitergeben und hoffen, dass einige Betriebe dieses Design übernehmen werden. Solange die Nachfrage nach Schweinefleisch da ist, ist diese Methode eindeutig die schonendste die im Moment zur Verfügung steht. Wir möchten uns herzlichst bei Thönes-Natur bedanken und freuen uns, dass sie diese besonders schonende Schlachtung auf den Weg gebracht haben. Wir waren auch von der Transparenz des Betriebes und der Möglichkeit, alle Bereiche zu filmen, sehr beeindruckt. Sie sind ein sehr gutes Vorbild für die gesamte Fleischindustrie.