Heute besuchen wir gemeinsam mit Vertreterinnen der Tierschutzorganisationen Provieh und Scotland for Animals die Unternehmensgruppe Toennies. Die Toennies Unternehmensgruppe betreibt in Deutschland das größte Schlachthaus für Schweine. Im Jahr werden dort an die 17 Millionen Tiere geschlachtet. In den vergangenen Jahren hat Toennies, basierend auf Empfehlungen von Temple Grandin und diversen Tierschutzorganisationen, darunter auch Eyes on Animals, stetig an Tierschutzverbesserungen gearbeitet und diese auch erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Unter anderem wurden Video-Überwachungsanlagen sowie Musik-Lautsprecher in den Wartebuchten installiert sowie der Einsatz von Elektrotreibern verboten.
CO2-Betäubung
Derzeit nutzt Toennies, wie viele größere Schlachtbetriebe, CO2-Gas zur Betäubung der Tiere vor der Schlachtung. Obwohl die CO2-Betäubung gegenüber der Elektrobetäubung gewisse Vorteile hat, ist sie eine aversive Betäubungsmethode, da CO2-Gas hochgradig Atemnot verursacht und beim Einatmen schmerzhaft ist. Im vergangenen Jahr schlug Eyes on Animals Toennies und V-Cons (Schlachtanlagen-Hersteller) vor, an einer völlig neuen Betäubungsmethode zu arbeiten, die nicht die Nachteile der gängigen Betäubungsmethoden hat. Die Studien zu dieser Alternative haben nun begonnen und wir wollten uns heute über den aktuellen Stand informieren. Toennies teilte uns mit, dass die Pilotversuche bis Ende des Sommers abgeschlossen sein werden. Verlaufen diese erfolgreich, soll ein Model für den kommerziellen Gebrauch gebaut werden, das dann umgehend im Praxisbetrieb getestet werden soll.
Verdächtige Tiere
Heute wollten wir auch darüber sprechen, wie Toennies „verdächtige“ Schweine nach der Ankunft handhabt. Das sind Tiere, die entweder verletzt ankommen oder sich vom Allgemeinzustand von den anderen unterscheiden. In den Niederlanden heißen sie “Eindlijners”, weil sie dort immer erst am Ende einer Schlachtlinie geschlachtet werden. Und genau hier liegen unsere Bedenken, weil gerade die geschwächten Tiere noch dazu den ganzen Tag in den Wartebuchten der Schlachthöfe ausharren müssen. In den Niederlanden gilt diese Verordnung, weil die normale Schlachtlinie nicht verunreinigt werden soll. Toennies hält diese niederländische Vorschrift für unbegründet. Bei Toennies und anderen deutschen Schlachthäusern werden verdächtige Schweine sofort betäubt und geschlachtet. Das verhindert das unnötig lange Leiden der Tiere. Der Veterinär prüft dann, ob die Karkasse in den normalen Verarbeitungsprozess darf oder zerstört werden muss. Außerdem sagt Toennies, „eine Kontamination kann selbst durch die Trennung verdächtiger Tiere nie ausgeschlossen werden, da auch Tiere, die bei der Ankunft äußerlich einwandfrei aussehen, infiziert sein können. Deshalb muss eine ordentliche Kontrolle aller Karkassen stattfinden, von verdächtigen sowie nicht-verdächtigen Tieren“. Eyes on Animals wird diese Informationen an die niederländischen Schlachtbetriebe und Behörden weitergeben mit der Hoffnung, diese Vorgehensweise zu übernehmen.