Den ganzen Tag lang passieren Tiertransporter aus Europa die türkische Grenze. Wir sehen Tiere aus Litauen, Estland, Ungarn, Deutschland, Österreich und Tschechien. Wir schaffen es, 24 Transporter zu kontrollieren, aber viele weitere fahren an uns vorbei. Die Aussentemperatur erreicht heute 38°C.
Ein LKW mit tragenden Rindern aus Tschechien, den wir am 24. Juni zum ersten Mal gesehen haben, ist immer noch da. Eines der Rinder hat ein Kalb zur Welt gebracht. Die Fahrer versuchen, sich möglichst gut um das Kalb zu kümmern, aber es besteht ein hohes Risiko, dass das Neugeborene von anderen Rindern auf dem Transporter zertrampelt wird.
Am Nachmittag kontrollieren wir einen LKW mit tragenden Rindern aus Deutschland. Ein Rind ist in den Wehen und die Beinchen des Kalbes sind bereits zu sehen, aber es steckt fest. Zwei Stunden später beschliessen die Fahrer, Geburtshilfe zu leisten.
Behutsam versuchen sie, das Kalb herauszuziehen. Da dies nicht funktioniert, kommen andere Männer um zu „helfen“ und ziehen am Strick, der um die Beine des Kalbes gebunden ist. Ohne Erfolg. Schliesslich wird auf unser Drängen hin ein Tierarzt gerufen. Er stellt fest, dass das Kalb tot ist und dass ein Kaiserschnitt nötig ist, um die Kuh zu retten. Nach der Operation diagnostiziert der Tierarzt schwere innere Verletzungen, die durch das grobe Ziehen am Kalb entstanden sind.
Er sagt, die Kuh würde nicht überleben und das Beste sei, sie zu töten. Der türkische Importeur will das Fleisch retten und entscheidet, dass die Kuh geschlachtet werden soll. Ein Metzger wird gerufen, um die Kuh auf einem LKW Halal zu schlachten. Wir versuchen zu verhindern, dass die Kuh in diesem Zustand noch verladen wird, leider vergebens. Auf der Rampe bricht sie zusammen und der Metzger schneidet ihr die Kehle durch – bei vollem Bewusstsein. Die Kuh röchelt und strampelt fünf lange Minuten, dann ist sie tot.