Heute trafen wir uns mit einem niederländischen Viehanhängerhersteller und einem Klimaspezialisten und sprachen über das Wohlergehen von Schweinen in querbelüfteten Viehtransportern. Dabei handelt es sich um geschlossene Viehtransporter, die mechanisch belüftet werden.
Anlass für den Besuch waren unsere Transportinspektionen in den Sommern 2019 und 2020. Eyes on Animals maß die Luftfeuchtigkeit und Temperatur in mehreren querbelüfteten Viehtransportern. Beide Messungen waren bei einigen Lastwagen viel zu hoch, was dazu führte, dass die Tiere unter Hitzestress litten. Bitte lesen Sie hier einen Artikel in der niederländischen Zeitung Trouw (nur auf Niederländisch verfügbar) >>
Mögliche Ursachen und Verbesserungspunkte wurden mit dem Anhängerhersteller und Klimaspezialisten besprochen:
- Die Belüftung funktioniert nicht effektiv, wenn die Schweine stehen. Ventilatoren funktionieren am besten, wenn die Schweine entspannt sind und liegen, so dass die Luft über die Schweine fließen kann. Schweine stehen aus folgenden Gründen:
– Die Tiere sind gestresst. Oft dadurch verursacht, dass die Ladedichte zu hoch ist, grobe Behandlung während des Verlandens und Kämpfe, weil verschiedene Gruppen gemischt werden.
– Der LKW steht still, da es einen Stau vor dem Schlachthof gibt. Wenn ein Viehtransporter steht, werden die Schweine unruhig. Sie stehen oft und kämpfen. Gestresste Schweine produzieren mehr Wärme, was sie anfälliger für Hitzestress macht. Dies ist vor allem in den Sommermonaten ein Problem. - Das Schlachtgewicht von Schweinen nimmt von Jahr zu Jahr zu. Schweine werden dadurch größer, aber die Kopffreiheit in den LKWs ist seit einigen Jahren unverändert geblieben (90cm). Dadurch nimmt der Lüftungsraum (und der verfügbare Platz für die Ventilatoren) über den Schweinen ab und es besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Schweine gegen die Ventilatoren stehen. Je höher die Besatzdichte, desto größer das Risiko.
- Die Ventilatoren müssen während des Ladens eingeschaltet werden, um die Wärme von den Tieren abzuleiten. Jedoch geschieht das nicht immer. Manchmal werden Ventilatoren erst nach dem Verladen eingeschaltet, zum Beispiel um Strom zu sparen oder um Schweinen das Betreten des Lastwagens zu erleichtern (die Ventilatoren machen Lärm, vor dem die Schweine Angst haben). Es wird an Ventilatoren gearbeitet, die weniger Lärm erzeugen.
- Es gibt keine Luftfeuchtigkeits- und Kohlendioxidsensoren in Viehtransportern, die Schlachttiere transportieren. Das ist technisch wohl möglich, aber hierbei entstehen Kosten und gemäß den Vorschriften ist keiner dieser Sensoren erforderlich.
- Eine Notbatterie (bei Motorausfall) und große Türen zur Inspektion und einfachem Zugang zu den Tieren sind unentbehrlich. Jedoch bauen nicht alle Viehanhängerhersteller diese ein. Immer mehr LKWs haben die Möglichkeit, das Klimasystem an eine externe Stromversorgung anzuschließen. Im Schweineschlachthof Westfort gibt es zum Beispiel eine Stromversorgung für wartende Lastwagen.
Fazit
Die Belüftung (und damit das Wohlergehen der Tiere) in querbelüfteten LKWs hängt von verschiedenen Faktoren ab, die schwer zu kontrollieren sind. Eyes on Animals ist daher der Ansicht, dass zusätzliche Anforderungen an querbelüftete Viehtransporter gestellt werden sollten, darunter: große Zugangstüren, die auch für zusätzliche Belüftung im Notfall verwendet werden können, eine Notbatterie und Stromversorgung, ein Luftfeuchtigkeits-und/oder CO2-Meter mit Alarmanlage, mehr Standhöhe für optimale Belüftung und geringere Besatzdichten, damit alle Tiere gleichzeitig liegen können. Auch die Fahrerausbildung ist wichtig.
Wir werden diese Kenntnis in unserem Netzwerk teilen und verbreiten. Wir danken dem Anhängerhersteller und Klimaspezialisten für die nützliche Diskussion und dem Austausch von Wissen und Erfahrungen.