Heute Vormittag trifft sich unser Team mit den bulgarischen Amtstierärzten der Grenzkontrolle in Kapitan Andreevo (BG). Die Tierärzte bestätigen unsere Annahme, dass keine vierstöckigen LKWs mit ausgewachsenen Schafen mehr über die Grenze gelassen werden. Sie stimmen uns zu, dass Schafe auf einem vierstöckigen Transporter zu wenig Kopffreiheit und frische Luft haben. Ausserdem machen wir die Tierärzte darauf aufmerksam, dass viele Transportunternehmen behaupten, Tiere an Orten zu entladen und 24 Stunden ruhen zu lassen, wo in Wirklichkeit keine Tiere versorgt werden können. Diese Woche haben wir Transportdokumente gesehen, auf denen ein 24-stündiger Halt in Svilengrad eingeplant war. Obwohl diese Versorgungsstation geschlossen ist, stand sie bis gestern immer noch auf der EU-Liste. Andere Transportfirmen behaupten, die Tiere in Kapitan Andreevo zu versorgen, obwohl dies lediglich der Name der bulgarischen Grenze ist und es dort gar keinen Stall gibt. Wegen dieses Betruges mussten viele Tiere 50 Stunden und länger auf dem LKW ausharren, obwohl sie gemäss Transportverordnung nach 29 Stunden entladen werden müssten. Die bulgarische Behörde in Sofia hat die zuständigen Beamten der EU-Mitgliedstaaten über diesen Betrug informiert und wir haben den betroffenen Transportunternehmen Beschwerdebriefe geschickt.
Heute warten viele Tiertransporter beim Zoll innerhalb der Grenze, zwei davon mit ausgewachsenen Schafen aus Bulgarien, die einen guten Eindruck machen. Die Tiere scheinen gesund, sie haben genug Platz und viel Einstreu.
Wir kontrollieren verschiedene Transporter von französischen, holländischen und deutschen Firmen, welche trächtige Färsen in die Türkei transportieren. Die Transportbedingungen sind gut – es gibt genug sauberes Stroh, Futter und Wasser auf den LKWs und die Ladedichte ist zufriedenstellend.
Am Nachmittag kontrollieren wir auf der türkischen Seite der Grenze einen Transporter der Firma Keus en Mollink (Organisator Klompjan) und entdecken eine sehr schwache trächtige Färse. Sie atmet schwer, stöhnt, ihre Augen sind stark gerötet und halb geschlossen und sie hat Schwierigkeiten aufzustehen.
Einer der Fahrer steigt mit einem Wassereimer in den LKW, um sie zu tränken, leider ohne Erfolg. Wir schlagen dem Fahrer vor, einen Tierarzt zu rufen, und innert 20 Minuten ist ein Veterinär vor Ort. Zusammen mit dem Fahrer steigt er in den LKW, wo er der Kuh Antibiotika verabreicht und ihr eine Infusion mit wichtigen Mineralstoffen und Zucker anhängt.
Nach 30 Minuten geht es der Kuh sichtlich besser. Später werden wir von Klompjan informiert, dass sie in guter Verfassung am Bestimmungsort (Ankara) angekommen ist. Auf demselben LKW gibt es auch ein neugeborenes Kalb, welches während der Nacht auf dem Transporter zur Welt gekommen ist. Damit das Kalb nicht von den Kühen zertrampelt wird, wurde es von seiner Mutter getrennt und liegt in einem separaten Abteil im Heu. Der Fahrer sagt aus, dass er die Kuh gemolken und dem Kalb das überlebenswichtige Kolostrum mit einer Flasche gegeben hat.
Obwohl sich die Fahrer sehr darum bemühen, das Beste aus dieser schwierigen Situation zu machen, werden wir der Sache nachgehen. Vielleicht hatte die trächtige Färse eine Frühgeburt, aber es ist auch möglich, dass ihre Trächtigkeit zum Zeitpunkt der Beladung des LKWs schon weiter fortgeschritten war als erlaubt.