Am frühen Montagmorgen wurden während des praktischen Schulungteiles 17 LKWs kontrolliert. 10 Bußgelder wurden ausgehändigt: drei für Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, zwei LKWs waren viel zu überladen, einem Fahrer fehlten die erforderlichen Unterlagen, ein Fall von Fahrtenschreiberbetrug und drei Fahrer erhielten Strafen wegen Verkehrsdelikten.
Die Polizeibeamten waren hoch motiviert und bezogen uns in die Inspektionen mit ein. Sie achteten nicht nur auf das Vorhandensein von gültigen Papieren, sondern auch auf den Zustand der Tiere in den LKWs. Wir waren vom leitenden Polizeiinspektor und dem großen Engagement seiner Kollegen sehr beeindruckt.
Es war eine wahre Freude mit ihnen zu arbeiten. Neben den Verkehrspolizisten waren auch zwei Mitarbeiter der AFSCA (Föderalagentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette) anwesend. Die Kontrollen wurde an einem Verkehrsposten entlang der Autobahn E17 in Kortrijk durchgeführt.
In einem der LKWs hatten die Rinder nicht genügend Kopffreiraum. In diesem lag auch eine ausgediente Holsteiner Kuh, deren Hinterbeine mit einem Seil gefesselt waren – ein Zeichen für schwache Beine. Sie war in einem sehr schlechten Zustand und ihr linkes Hinterbein zitterte.
Laut EU-Gesetz dürfen Tiere, die nicht mehr aus eigener Kraft stehen oder laufen können, nicht transportiert werden. Trotzdem wurde diese Kuh transportiert. Die Tierärzte vor Ort kontaktierten die Kollegen des Schlachthauses in das die Kuh gebracht werden sollte. Sie erlaubten den Weitertransport, da das Schlachthaus nicht mehr weit entfernt war und baten um Rückmeldung ihres Zustandes bei der Ankunft. Später wurde unser Verdacht bestätigt- sie war tatsächlich eine Downer-Kuh die nicht mehr aufstehen konnte. Die Polizei und die Veterinärbehörde sind nun dabei ein Verfahren einzuleiten.
Die Transporter mit Masthähnchen an Bord machten einen sehr schlechten Eindruck. Besonders bei einem der Transporter war offensichtlich, dass das Beladen der Hühner sehr schnell und rücksichtslos erfolgt war, da viele Tiere ernsthaft verletzt waren. Der Kopf eines Huhnes wurde zwischen dem Rahmen und der Schublade des Containers eingequetscht – als wir sie fanden war sie schon qualvoll gestorben.
Viele Hühner lagen auf dem Rücken. Sie konnten sich nicht aus eigener Kraft umdrehen (viel zu schwer, da sie auf großen Brustumfang gezüchtet werden). Weil man während des Transportes nicht an das Geflügel kann (fehlende seitliche Öffnungen), konnten wir ihnen leider nicht helfen. Für Geflügel ist es mit extrem viel Stress verbunden bewegungslos auf dem Rücken zu liegen. Sie sind völlig hilflos und viele Tiere wurden von den anderen getreten.
Bei einem Huhn war der Flügel zwischen dem oberen Teil des Containers eingeklemmt – mit etwas Mühe konnten wir es befreien.
Eine traurige Realität der intensiven Masthähnchenzucht heutzutage ist, dass viele Tiere offene Wunden an ihren Zehen entwickeln, die sich durch den Kot und den Ammoniak am Boden infizieren. Das ist sehr schmerzhaft. Zahlreiche Hühner waren davon betroffen. Es ist unglaublich, dass Masthähnchen schon mit 6 Wochen schlachtreif und schon in einem solch schlechten Zustand sind. Die Behörden werden dieses Transportunternehmen wegen den festgestellten Vergehen kontaktieren und ein Bußgeld ausstellen.
Dank der Autobahnpolizei West-Flandern konnte ein erfolgreicher Einsatz stattfinden an dem der Tierschutz Priorität hatte. Wir hoffen, durch mehr stichprobenartige Kontrollen von Lebendtiertransporten auf Europas Autobahnen, die oben aufgeführten Leiden zu beenden. Wir möchten und bei der Dinamo Fond für Ihre finanzielle Unterstützung bedanken, mit der die Finanzierung der Schulung und die Herstellung des Schulungsmaterials möglich war.