Diesen Herbst fuhren zwei Lastwagen mit hochträchtigen Kühen aus Deutschland in Richtung Türkei. Als sie viele Tage später die türkische Grenze erreichten, waren sowohl die Tiere als auch die Fahrer gezwungen über einen Monat (!) in den verdreckten Lastwägen zu warten, bis die bulgarischen / EU- und türkischen Behörden ein den Fahren unbekanntes Problem lösen konnten.
Die türkischen Behörden erklärten, die Tiere dürften nicht in die Türkei einreisen, da sie aus einer Zone in Deutschland stammten, in der ein Ausbruch des Blauzungenvirus festgestellt wurde. Die deutschen Behörden erklärten jedoch, alle Tiere seien negativ getestet worden. Die EU wusste aus zahlreichen vorherigen Fällen, dass das Schicksal dieser Tiere gefährdet war, und dennoch mussten die Tiere weiter warten… und warten. Währenddessen häufte sich in den Lastwägen der Mist an, der Ammoniakgestank wurde zunehmend unerträglicher, Einstreu und Futter waren so gut wie aufgebraucht und der Zugang zu Wasser blieb begrenzt.
Viele der Tiere gebaren noch auf dem Laster ihre Kälber, ein erschreckendes Leid. Nach 34 Tagen wurde von den türkischen Behörden schließlich die Euthanasie angeordnet. Die trächtigen Kühe wurden von zivilen Polizisten in ein nahegelegenes Schlachthaus eskortiert. Die Überlebenden wurden entladen, während die nicht transportfähigen Kühe im Lastwagen wiederholt mit Elektroschocks getrieben wurden. Da einige Kühe sich nicht mehr selbst aus ihrem eigenen Dreck befreien konnten, wurden sie, teilweise sogar seitlich, mit Ketten an einem Bein aus den Lastwägen herausgezogen. Dies führte sogar dazu, dass eine Kuh aus 1,5 Metern Höhe fallen gelassen wurde und mit dem Kopf auf den Asphalt schlug. Die fast leblosen Kühe wurden anschließend über Nacht auf der Rampe liegen gelassen. Erst am nächsten Tag wurden alle Tiere geschlachtet – viele davon noch bei vollem Bewusstsein, darunter auch die zwei nicht transportfähigen Kühe. Im Inneren des Lastwagens lagen weitere Rinder reglos da. Sie wurden für tot gehalten. Die Kadaver der toten Mutterkühe sollten auf Anweisung der türkischen Behörden auf einer Müllkippe in der Nähe entsorgt werden. Bei der Ankunft stellte sich heraus, dass eines der angeblich toten Tiere noch lebte.
Dank des Bolzenschussapparat der Organisation „Eyes on Animals“, die den Apparat bei einem befreundeten Tierarzt vor Ort aufbewahrte, konnte das Leiden der Kuh, die neben ihrem toten Kalb lag, beendet werden. Iris von der Animal Welfare Foundation und Irene von Animals’ Angels, die an der Grenze unermüdlich daran arbeiteten, die Bürokraten dazu zu bringen, diesem Horror ein Ende zu setzen, übergaben unseren Bolzenschussapparat einem der Fahrer, der das Tier schließlich von seinen unvorstellbaren Leiden erlösen konnte. Andernfalls wäre die Kuh lebendig auf der Müllhalde zurückgelassen worden.
Das ist das riesige Problem bei Exporten in Drittländer: Sie verfügen meist weder über Betäubungsgeräte oder Bolzenschussapparate, noch akzeptieren sie deren Einsatz zur Beendigung des Leidens der Tiere. Hier könne Sie die gesamte Dokumentation von Manfred & Anna Karreman auf ZDF sehen: Gefangen zwischen Grenzen.