Zum ersten Mal haben wir eine Tierschutz-Schulung für Geflügel-Greifer durchgeführt. Die Schulung fand bei der größten niederländischen Geflügel-Greiferkolonne, Gemril in Arnhem, statt. Gemril hat sich auf das Ausstallen von „ausgedienten Legehennen“ spezialisiert.
Die Greifer arbeiten oft unter sehr schweren Arbeitsbedingungen. Sie müssen in dunklen staubigen Ställen pro Stunde zwischen 150 und 250 Hühner einfangen. Unter diesen Bedingungen leiden auch die Tiere extrem. 3-5 Hennen werden gefangen und in einer Hand kopfüber am Bein gehalten während der Greifer versucht ein weiteres Bündel Hühner zu fangen. In dieser Haltung werden sie dann unsanft durch die Deckelöffnungen in die Transportkisten gestopft. Die Eierpreise sind mittlerweile so niedrig, dass die Greifer viel zu schnell und so kostengünstig wie nur möglich arbeiten müssen.
Die Schulung setzte sich aus einem 3-stündigen Theorieteil, der in einem Klassenraum stattfand, und einem 2-stüngigen Paxisteil, bei einem Demeter-Eierproduzenten, zusammen. Beim Theorieteil wurden Anatomie, Physiologie und Verhalten der Legehennen besprochen und wie durch diese Erkenntnisse das Ausstallen tierfreundlicher gestaltet werden kann. Z.B. erklärten wir den Mitarbeitern, dass Hühner sehr geräuschempfindlich sind und sie deshalb leise sprechen sollten; auch abrupte Bewegungen sollten vermieden werden; dunkle Kleidung und blaues Licht sollten benutzt werden, um die Tiere nicht zu verschrecken; die Lichter des Gabelstaplers dürfen nicht direkt in die Scheune strahlen; und es sollten max. 2 Hühner auf einmal getragen werden, so dass die Tiere immer an beiden Beinen gehalten werden können und ihre Brust gestützt wird. Die gefangenen Tiere sollten dann sofort in die Transportkisten geladen werden, statt sie während des Fangprozesses kopfüberhängend mitzutragen. Und beim Schließen der Transportboxen müssen sie darauf achten, dass keine Gliedmaßen eingequetscht werden.
Wir haben den Mitarbeitern auch die deutlich humanere „niederländische EonA“ Greifmethode gezeigt. Bei dieser Fangmethode werden max. 1-2 Hennen in ihrer natürlichen Position gefangen und in Transportkisten verbracht (wie man es ohne wirtschaftlichen Druck machen würde). Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Tiere dreimal soviel Stresshormone ausschütten, wenn sie kopfüberhängend getragen werden. Beim Praxisteil auf dem Demeter-Betrieb haben wir diese Greifmethode gemeinsam geübt.
Wir danken der Organisation Dierenbescherming für die finanzielle Unterstützung bei diesem Projekt. Unser Ziel ist, Dierenbescherming teilt diese Vision mit uns, dass in naher Zukunft immer mehr Ökolabels die humanere Greifmethode in ihre Regularien aufnehmen. Dierenbescherming hat in den Niederlanden bereits die 3-Sterne Better Life-Kriterien für Eier eingeführt, deshalb sind wir sehr zuversichtlich, dass sich diese Methode bald durchsetzen wird und sind froh bereits Mitarbeiter dafür gefunden zu haben.
Wir danken dem Unternehmen Gemril und dem Demeter-Betrieb für die sehr gute Zusammenarbeit.
Wenn Sie mehr über die beiden Greifmethoden erfahren möchten, sehen Sie HIER unseren kurzen Film. Die niederländische EonA Methode benötigt dreimal so viele Mitarbeiter wie die konventionelle Greifmethode. Das bedeutet natürlich geringfügig höhere Kosten. Doch mehrere Bio-Freilandbetriebe haben uns mitgeteilt, dass der finanzielle Unterschied auf 1,5 Jahre gerechnet (in dieser Zeit legt ein Huhn fast täglich ein Ei) nicht mehr so signifikant ist.