Bei unserem zweiten Besuch im letzten Jahr konnten wir gegenüber dem Besuch im Vorjahr eine Reihe Verbesserungen sehen (HIER der Film dazu). Heute sind wir zum dritten Mal zu Besuch. Wir treffen uns mit dem neuen Veterinär der Anlage. Er erzählt uns, dass ein Teilhaber seine Anteile verkauft hat, sodass es jetzt nur noch einen Besitzer gibt und das Schlachthaus einen neuen Namen trägt. Leider berichtet er auch, dass der neue Besitzer in finanziellen Nöten steckt und es daher schwierig ist, unsere geforderten Verbesserungen umzusetzen. Sie benötigen einfach mehr Zeit.
Deshalb hat sich seit unserem letzten Besucht nicht viel verändert. Rillen wurden in die rutschige Rampe zum Treibgang gemacht, bei unserem letzten Besuch sahen wir dort viele Tiere stürzen, aber das reicht nicht aus. Auch heute mussten wir wieder beobachten wie einige Rinder auf der Rampe ausrutschten.
Die Tür neben der Rückhaltebox steht immer noch offen. Die Rinder in der Warteschlange können den gesamten Schlachtprozess verfolgen. Angst und instinktive Fluchtversuche sind die Folge. Wir haben erneut darauf hingewiesen, dass diese Tür verhängt werden muss, um diesen zusätzlichen Stress zu vermeiden. Der neue Veterinär möchte sich darum kümmern. Aber auch, weil er Fliegen von den Schlachtkörpern fernhalten möchte.
Die grausame Fallbox ist immer noch im Einsatz. Bei unserem letzten Besuch berührten die Tiere beim Aufhängen für den Entblutungsschnitt wenigsten noch mit der Schulter und dem Kopf den Boden. Aber heute zog der Schlachter die Bullen komplett hoch und ließ sie vor dem Entblutungsschnitt noch einige Minuten hängen. Wie damals bei unserem ersten Besuch. Wir sind enttäuscht, dass dies wieder der Fall ist, da diese Praktik völlig inakzeptabel ist. Für Rinder mit einem Gewicht zwischen 450-650kg ist es eine enorme Qual, wenn sie ohne Betäubung an den Hinterbeinen aufgehängt werden. Laut Veterinär wurde ein neuer Vorarbeiter eingestellt, der diese Methode bevorzugt. Er hat uns aber versprochen mit ihm darüber zu sprechen, um diese Methode einzustellen.
Während unseres Besuchs wird ein verletztes Rind mit einem Transporter angeliefert. Es leidet sichtlich und kann nicht mehr aufstehen. Ihm wird noch auf dem Transporter die Kehle durchgeschnitten und erst dann wird es aus dem Transporter gezogen. Es ist zwar schrecklich mitanzusehen, aber wenigstens ist das Tier schnell erlöst. Wir haben schon andere Schlachthäuser in der Türkei und im Libanon besucht, in denen verletzte Rinder bei vollem Bewusstsein aus dem Transporter gezerrt werden und deren Kehle erst durchtrennt wird, wenn sie im Schlachthaus von der Decke hängen.
Wenigstens ist der neue Veterinär aufgeschlossen und versteht unsere Bedenken. Der neue Besitzer hatte für ein Treffen mit uns leider keine Zeit. Aber wir haben die Kontaktdaten und werden dem Besitzer und Veterinär unseren Besuchsbericht zusenden. Wir werden auch unser Möglichstes tun, um eine Verbesserung der Situation für die Tiere in diesem Schlachthaus zu bewirken.