Um mehr Transparenz zu schaffen, hat die Schweineindustrie in den Niederlanden ein Projekt gestartet, um mehrere Schweinefarmen für die „Öffentlichkeit“ zugänglich zu machen. Anstelle von geschlossenen Wänden und verschlossenen Türen, haben diese Betriebe mehrere Fenster, durch welche die Menschen einen Blick hineinwerfen können.
Heute besuchte Eyes on Animals einen dieser Schweinezuchtbetriebe in Beemsterlant. Neben den Fenstern, durch die man in die verschiedenen Schweineställe sehen kann, hängen mehrere Plakate mit Informationen über die Intelligenz und das Verhalten von Schweinen. Auf einem Plakat ging es darum, wie klug Schweine sind – sie kommunizieren ihre Gefühlslage (hungrig, schmerzerfüllt, gestresst, zufrieden und glücklich) durch 25 verschiedenen Grunzlaute. Zudem würden Schweine sich im Match suhlen, da dieser sie vor Sonnenbrand und Insektenstichen schützt. Auf einem weiteren Poster ging es darum, dass Schweine einen sehr starken Geruchssinn haben – sie erkennen sich gegenseitig an ihrem Geruch und riechen sogar eine Person aus 300 Metern Entfernung. In einigen Ländern werden Schweine deshalb für die Trüffelsuche genutzt, da sie diese tief unter der Erde riechen können.
Es ist sehr gut, dass dieser Schweinezüchter versucht hat, den Besuchern etwas über Schweine beizubringen, aber es macht umso trauriger zu realisieren, dass er trotz offensichtlicher Kenntnis dieser unglaublichen Fakten über die Intelligenz und das Verhalten der Tiere, seine Schweine unter Bedingungen hält, die den beschriebenen Grundsätzen auf den Plakaten überhaupt nicht entsprechen. Die Ferkel und Mastschweine im Innenbereich wurden ausschließlich auf kargen Spaltenböden gehalten, ohne jegliche mentale Beschäftigungsmöglichkeiten (keine ausreichende Wühlmöglichkeit, keine Suhlmöglichkeiten, kein Platz zum Laufen und kein Zugang ins Freie). Sie liegen direkt über ihren eigenen Exkrementen und den ganzen Tag steigt der starke Gestank von Ammoniak in ihre empfindlichen Nasen. Es gab keine offenen Fenster für Frischluft. Das kann für ein Tier mit einem so guten Geruchsinn und hoher Intelligenz nicht gut sein.
Wenn wir wissen, dass Schweine so einen guten Geruchssinn haben und unglaublich intelligent sind, was tun wir dann, wenn wir sie in so dunklen, versiegelten und stinkenden Stallungen halten? Wenn wir wissen, dass sie sich gerne im Matsch suhlen und in der Erde wühlen, warum hält sie dieser Bauer dann nur auf kargen Spaltenböden?
Die Schweine haben kupierte Schwänze, was bei Schweinen, die im Freien mit ausreichender mentaler Beschäftigung gehalten werden, nicht gemacht werden muss. Es ist bekannt, dass Schweine schlaue Wesen sind und dass das Schwanzbeißen nur eine Folge von Langeweile und Frustration ist, warum gibt man ihnen dann nicht genügen Stimulation statt die Schwanzspitzen zu kupieren?
Auch wird der Bürger in die Irre geführt, wenn er durch das Fenster in die Abferkelabteilung schaut (in denen die Sauen einige Wochen mit ihren neugeborenen Ferkeln gehalten werden). Direkt vor dem Fenster ist eine Abferkelbucht, die sich von all den anderen dahinter unterscheidet, die man kaum sehen kann. Der Kastenstand am Fenster ist viel größer als alle anderen und hat verstellbare Stangen, damit sich die Sau auch umdrehen kann. Sie behaupten, so würden die Sauen nach der Geburt gehalten werden. Aber neben und hinter dieser großen Abferkelbucht, nur schlecht einsehbar, stehen aufgereiht die standardmäßigen altmodischen Abferkelboxen, in denen sich Sau und Ferkel kaum bewegen können. Und tatsächlich können die Sauen in den Kastenständen sich nur hinlegen oder aufstehen.
Zum Glück hat dieser Betrieb auch etwas Gutes. Wenn die jungen Ferkel von den Sauen getrennt werden, kommen die Sauen für einige Wochen in einen Gruppenpferch, mit Auslauf und Stroheinstreu. Hier können sich die Sauen endlich die Beine vertreten, frische Luft atmen, im Stroh wühlen und sich bequem hinlegen.
Es ist gut, dass die Schweineindustrie transparenter werden möchte, aber das ist nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung und reicht bei weitem noch nicht aus. Sie müssen ihr Wissen über die Intelligenz und das Verhalten von Schweinen in die Praxis umsetzen. Es ist ein drastischer Wandel gefordert in der Art, wie wir Schweine in der Massenindustrie halten.