Es wird nicht möglich sein, den Transport von Nutztieren zu stoppen, aber man sollte alle Möglichkeiten nutzen, um in Zusammenarbeit mit guten Transportunternehmen die Transportbedingungen für die Tiere deutlich zu verbessern.
Anfang 2016 führten wir für das ungarische Transportunternehmen Hunland eine Schulung durch. Wir hatten damals aufgezeigt, welche gravierenden Auswirkungen Konstruktionsfehler im Innenraum der Transporter auf das Wohl der Tiere haben und welches unnötige Leid dadurch verursacht wird. Zudem machten wir deutlich, dass das Design an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden muss, und Transportunternehmen nur LKWs kaufen sollen, deren Hersteller auch bereit sind, diese Änderungen vorzunehmen. Hunland ging mit diesen Informationen zu Pezzaioli, einem bedeutenden Hersteller von Tiertransportern aus Italien und machte ihnen das Angebot, bei ihnen einige Transporter zu kaufen, wenn sie diese Anpassungen vornehmen. Eyes on Animals hatte sich bereits im September 2015 mit Pezzaioli getroffen, um über Verbesserungen an ihren Wassertränken und Trennwänden in ihren Transportern zu sprechen. Lesen Sie hier den Bericht über die Verbesserungen, die daraufhin gemacht wurden: https://www.eyesonanimals.com/improvement-pezzaioli-water-troughs/
Das Transportunternehmen Hunland hat erfolgreich mit Pezzaioli zusammengearbeitet und nun einige Lebendviehtransporter mit folgenden Verbesserungen gekauft:
1. Kein Spalt mehr zwischen Innenwand und Hebedeck
Viele Lebendviehtransporter haben zwischen Innenwand und hydraulischem Hebedeck eine Spalte. Kleinere Tiere können ihre Beine darin verklemmen. In der Vergangenheit haben wir grauenvolle Verletzungen gesehen, die dadurch entstanden sind.
Im neuen Hunland/Pezzaioli Transporter kann man sehen, dass dieser Spalt minimal ist, und eine Kunststofflippe rund um das Hebedeck verläuft, so dass die Tiere nicht mehr ihre Beine entlang der Kante legen oder sich darin verfangen können.
Fotos: Minimaler Spalt und umlaufende Kunststofflippe im Hunlandtransporter, hergestellt von Pezzaioli
2. Gitter zur Vermeidung von Verletzungen
Häufig sehen wir Beinverletzungen, weil die Tiere in den Lüftungsschlitzen stecken bleiben. Das passiert oft wenn die Decks angehoben werden. Dann leidet das Tier unter diesen Schmerzen, besonders stark wenn der Transporter in Bewegung ist, manchmal über viele Stunden. Siehe Foto unten.
Im neuen Hunland/Pezzaioli Transporter sind Gitter vor den Lüftungsschlitzen angebracht um Verletzungen zu vermeiden.
3. Zugangstüren zur Inspektion und Versorgung in allen Abteilen
Zugangstüren sind extrem wichtig, damit der Fahrer die Wassertränken kontrollieren und säubern kann, aber auch um die Tiere im Notfall füttern und tränken oder medizinisch versorgen zu können.
Die neuen Hunland/Pezzaioli Transporter haben deshalb für jedes Abteil Zugangstüren, so dass der Fahrer Sichtkontrollen leicht durchführen und ins Innere gelangen kann, um Wasser nachzufüllen oder die Tränken zu säubern. Die Transporter haben auch einen Zugang im Dach.
4. Große Anzahl automatischer Wassertränken pro Abteil
Die neuen Hunland/Pezzaioli Transporter sind mit zusätzlichen Wassertränken für ausgewachsene Rinder ausgestattet, die auch an die Trennwände und Wände des Transporters befestigt werden können. Damit müssen die Tiere sich nicht mehr den Weg in die hinteren Ecken des Transporters freikämpfen, um an die Tränken zu kommen, die üblicherweise nur hier zu finden sind. Dieses Problem sehen wir in der Praxis sehr oft. Nur die dominanten Tiere kommen an das Wasser, während rangniedrige Tiere nicht durchgelassen werden und dadurch gestresst, dehydriert und kraftlos werden.
Durch zusätzliche Tränken, die in jedem Abteil sinnvoll angebracht werden, sind alle Tiere in der Lage, aus den automatischen Wassertränken zu trinken. Damit lässt sich Stress durch Rangkämpfe und Dehydrierung sehr gut reduzieren. Hunland hat sogar an den Trennwänden Tränken angebracht, wie man im Foto sehen kann.
In den neuen Transportern gibt es auch fest angebrachte Tränken für abgestillte Kälber entlang der Trennwände. Siehe Foto unten. Wir freuen uns, dass diese zusätzlichen Tränken installiert wurden. Allerdings glauben wir, dass sie zu klein und nicht tief genug für abgestillte Kälber sind. Abgestillte Kälber – wie alle Rinder – brauchen große Tränken, wo ihre Mäuler leicht hineinpassen. Außerdem müssen sie tief genug sein, um genug Wasser vorzuhalten. Die Form der Tränken sollte daher rund und tief, statt schmal und flach sein. Wir werden mit Hunland in Kontakt bleiben, wie man die Tränken verbessern kann.
5. Bewegliche Trennwände um Lücken zu vermeiden
Die meisten Trennwände sind schmal, damit sie auch bei 3-stöckiger Beladung passen. Das bedeutet aber auch, dass bei einer Beladung von größeren Tieren (wie Rindern) auf zwei Ebenen eine große Lücke unter den Trennwänden entsteht. Die Tiere können darunter eingeklemmt werden. Wir haben bereits eine Vielzahl an Kühen und Bullen gesehen, die unter diesen Trennwänden feststeckten. Resultat war, dass einige niedergetrampelt wurden oder nicht aufstehen konnten, um an Wasser oder Futter zu gelangen. Siehe Foto unten.
In den neuen Hunland-Transportern von Pezzaioli können die Trennwände jetzt so angepasst werden, dass sie immer fast bis zum Boden reichen. Der Spalt ist ohne Einstreu jetzt 12 cm hoch. Mit Einstreu ist der Spalt so niedrig, dass kein hohes Risiko für Verletzungen besteht. Das ist eine wesentliche Verbesserung, mit der wir sehr zufrieden sind.
6. Extra hohe Seitenwände an der Verladerampe
Die Verladerampe beim neuen Hunland/Pezzaioli Transporter hat extra hohe Seitenwände, damit die Tiere nicht darüber springen und sich selbst verletzen können. Mit diesen extra hohen Seitenwänden laufen die Tiere auch ruhiger, weil sie damit nicht durch ihre Umgebung abgelenkt und durch Menschen oder ihnen fremde Dinge verängstigt werden, die sich um den LKW bewegen.
7. Kleinere Reifen für mehr Lade- und Kopffreiheit
In den vorherigen Transportern von Hunland nahmen die Radachsen so viel Platz ein, dass die Tiere zwischen ihnen stehen mussten und sich nur schwer umdrehen konnten. Siehe Foto unten. Zudem reduzierten die Radachsen den Luftzug in diesem Teil des LKWs, was zu Problemen während des Transports bei hohen Temperaturen und auf Langstrecken führte.
Bei den neuen Hunland/Pezzaioli Transportern sind die Reifen kleiner, so dass die Radachsen auch viel niedriger sind und dadurch die Kopffreiheit erhöht wird. Allerdings stehen die Radachsen auf der Ladeebene etwas erhöht hervor, was dazu führen kann, dass Tiere ausrutschen, die Balance verlieren oder sich verletzen. Zudem legen sich die Tiere nicht gerne auf sie. Nach unserer Auffassung sollten daher die überstehenden Abdeckungen der Radachsen nicht zur „zulässigen Ladefläche“ mit eingerechnet werden, wenn sie höher als die Ladefläche sind.