Eyes on Animals besuchte den Kälbermarkt in Leeuwarden unangekündigt. Auf dem Markt werden 2-3 Wochen alte Kälber für die Weiterreise in Mastbetriebe gesammelt.
Die Unterbringung war gut – die Kälber hatten eine dicke Schicht Stroh und ausreichend Platz. Viele Kälber hüpften ausgelassen vor Freude, weil sie endlich Platz dazu hatten (viele kommen aus Haltungen in Einzelboxen). Die Verfassung der Kälber hat sich etwas gebessert seit unserem letzen Besuch im Jahr 2017. Dies kommt dadurch, weil die Branche zwei wichtige Maßnahmen eingeführt hat: Kälber unter 36kg dürfen nicht mehr (zum Markt) transportiert werden. Falls dies doch geschieht, bekommen die Milchbauern und Viehhändler eine Geldbuße. Darüber hinaus wurde das Identifikations- und Registrierungssysstem (I&R system) so angepasst, dass die Milchbauern nicht mehr mit den Geburtsdaten der Kälber schummeln können. In der Vergangenheit waren die Kälber oft jünger als im I&R System registriert. Die Einsätze von Eyes on Animals haben wahrscheinlich zu dieser positiven Änderung beigetragen.
Trotzdessen fanden wir heute 10 Kälber die in schlechter Verfassung waren; sehr magere Kälber, andere hatten Durchfall oder waren geschwächt. Bei unserem vorherigen Besuch in 2017 gab es eine deutlich höhere Anzahl an Kälbern in schlechtem Zustand. Die von der Branche ergriffenen Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Zahl der geschwächten Kälber zurückgegangen ist, aber es sind immer noch Verbesserungen möglich und nötig.
Eyes on Animals vertritt die allgemeine Meinung, dass der Handel mit 2-3 Wochen alten Kälbern nicht akzeptabel ist. Ein großes Problem ist die Zeitspanne in der die Kälber nicht mit Milch (Nahrung) versorgt werden. Am Morgen des Transportes, auf dem Markt und am Abend nach dem Transport bekommen die Kälber oft nur mit Elektrolyten versetztes Wasser, statt Milch. Kälbermäster und Händler bevorzugen es Kälber mit leeren Mägen angeliefert zu bekommen. Sie behaupten das würde das Risiko für Durchfall verringern. Bisher ist diese Annahme weder wissenschaftlich belegt, noch von Experten bestätigt worden. Es bedeutet aber, dass die Kälber 1-2 Tage (!) lang keine Milch (Nahrung) bekommen, was für Kälber in diesem Alter völlig unzumutbar ist. Kälber, die keine Milch bekommen sind deutlich anfälliger für Krankheiten und Unterkühlung.
Eyes on Animals bemüht sich, dass das Mindesttransportalter von derzeit 14 Tagen erhöht wird, so dass die Kälber am Handelstag kräftiger sind und auf dem Markt sollen sie mit Milch versorgt werden können. Darüber hinaus haben wir Empfehlungen abgegeben wie der Stress, der durch das Verladen der Kälber auf die Transporter entsteht, verringert werden kann. Im Laufe diesen Jahres wird der Rindermarkt an einen neuen Standort in Leeuwarden umziehen. Hierfür hat der Vorstand Eyes on Animals gebeten, beim Einrichten der neuen Anlage mit Ratschlägen im Hinblick auf den Tierschutz behilflich zu sein. Wir beraten sie gerne!
Wir möchten dem Vorstand dafür danken, dass wir den Markt besuchen durften und für die Verbesserungen, die seit unserem letzen Besuch erfolgt sind.