Am Morgen hatten wir ein Treffen mit dem Zollchef und dem Chefveterinär der Grenze. Beide stimmten zu, dass es in ihrem und im Interesse der Tiere sei die Tiertransporter so schnell wie möglich abzufertigen. Die türkischen Veterinäre würden ab sofort länger arbeiten und wären auch während der Nacht telefonisch erreichbar. Sie hoffen, dass innerhalb der nächsten 10 Monate ein besserer Parkplatz mit einem Versorgungsstall zur Verfügung stehen wird, an dem die Tiere entladen werden können. Wir erklärten nochmals, dass in der Zwischenzeit dringend neue Wasserstellen für die parkenden Tiertransporter nötig sind, damit die Fahrer ihre Tiere öfter tränken können. Der Zollchef stimmte uns zu, machte ein kurzes Telefonat und sagte uns, dass in ein Paar Tagen 3 weitere Wasserschläuche montiert werden.
Der restliche Tag an der Grenze war sehr traurig und geprägt von unsäglichem Tierleid. Nachdem wir am Tag zuvor relativ gute Schaftransporte observiert hatten, kam heute die große Enttäuschung. Zwei Tiertransporter des Unternehmens Maria Livestock Express (Bulgarien), waren vom bulgarischen Exportveterinär und der bulgarischen Grenzbehörde genehmigt worden, obwohl die Transporter und die Tiere in einem sehr schlechten Zustand waren. Beide Tiertransporter waren extrem überladen. Das Tränkesystem war nicht ordnungsgemäß konstruiert, da die Tränkenippel außen am Transporter angebracht waren und somit außer Reichweiter der Schafe. Die Transporter waren veraltet und hatten keine Vorkehrungen, um die Tiere vor Verletzungen zu schützen. Solche Fahrzeuge sind in den meisten EU-Ländern nicht mehr zugelassen, weil allgemein bekannt ist, dass sie Beinverletzungen verursachen. Auf beiden Transportern fanden wir Schafe mit gebrochenen Beinen, weil die Tiere mit ihren Beinen in den Spalten zwischen Ladefläche und Seitenwand stecken bleiben. Das Leiden dieser steckengebliebenen Schafe muss während der mehrstündigen Fahrt unvorstellbar sein. Wir weckten den Fahrer, der uns widerwillig half zwei steckengebliebene Schafe zu befreien. Im Transporter fanden wir einige tote Schafe, vermutlich gestorben durch den zu hohen Ammoniakgehalt, Mangel an Platz, Frischluft und Wasser.
Wir verständigten den türkischen Chefveterinär der Grenze, um ihm von diesem Tierelend zu berichten. Er sagte, dass er den Transporter zum Entladen der Tiere an den kleinen Versorgungsstall auf der türkischen Seite senden wird. Als wir am Versorgungsstall ankamen, war der private Veterinär (vom Samstag) bereits vor Ort, so dass die verletzten Tiere versorgt werden konnten. Es dauerte trotzdem noch 5 Stunden bis die Schafe die Grenzkontrolle passiert hatten und schließlich entladen werden konnten.
Die Fahrer hatten einen sehr rauen Umgang mit den Schafen; sie zerrten und zogen die Tiere an Beinen und Ohren aus dem LKW. Wir kontaktierten das Transportunternehmen und bestanden auf die Kündigung dieser Fahrer. Wir werden mit dem Unternehmen in Kontakt bleiben, um sicherzustellen, dass sie die Verantwortung für dieses Tierelend übernehmen und neue Richtlinien für das Verhalten ihre Fahrer aufstellen.
Viele Schafe stürzten die steile Laderampe runter, andere versuchten sie herunterzulaufen, brachen aber dabei zusammen. Der Veterinär und die Arbeiter des Versorgungstalles identifizierten die verletzten und kranken Tiere, und behandelten sie so gut wie möglich. Man sagte uns, dass die Tiere über Nacht im Stall bleiben werden, wo sie gefüttert und getränkt werden. Die verletzten Tiere werden nicht wieder aufgeladen.
Wir möchten dem türkischen Chefveterinär der Grenze und den Stallarbeitern für ihre professionelle Arbeit danken, und dass sie durch ihre Maßnahmen das Leiden dieser armen Schafe verringert haben. Der private Veterinär machte auch eine hervorragende Arbeit und zeigte ein Herz für Tiere.
Wir alarmierten auch umgehend die bulgarischen Grenzbehörden, dass sie bei der Abfertigung die Transporter gründlicher auf verletzte Tiere kontrollieren müssen. Wir werden einen ausführlichen Bericht an das Transportunternehmen und an die bulgarischen und EU-Behörden senden, sobald wir wieder zurück sind
Wir führten weitere Tiertransportkontrollen an der Grenze durch: “Schlachtbullen” und Schafe, Hunland transportierte Jungkälber (!- diese Tiere brauchen Milch. Wir finden es verrückt, dass so empfindliche und junge Tiere auf Langstreckentransporte über so einen riskanten Grenzübergang geschickt werden). Unter ihnen war ein Transporter des deutsch/holländischen Unternehmens Keus en Mollink. Wir waren sehr erfreut zu sehen, dass die Tiere und der Transporter dieses Unternehmens in deutlich besserem Zustand waren als im letzten Jahr. Auf der oberen Ladeebene war die Einstreu ziemlich durchnässt, aber auf der unteren Ladeebene war reichlich trockene Einstreu vorhanden. Die Fahrer hatten den Wassertrank gefüllt und die Tiere tranken bei unserer Ankunft. Die Fahrer waren sehr kooperativ und als wir sie um die Säuberung einer verschmutzten Tränke baten, erledigten sie dies sofort. Dennoch hatten sie nur 3 kleine Wasserbehälter bei sich. Wir werden das Unternehmen darum bitten, den Transporter mit mehr Wasserbehältern auszustatten.