Unsere Teams (Eyes on Animals, Animal Welfare Foundation, Tierschutzbund) treffen sich mit Dr. Bayram Sertkaya, Leiter des Departments Head of Animal and Animal Products Border Inspection und Dr. Cüneyt Cem Gürkan, verantwortlicher Veterinär für Tierimporte, um die aktuelle Situation an der türkisch-bulgarischen Grenze zu diskutieren.
Beide bestätigen, dass die Importe über den Landweg in die Türkei zu früh genehmigt wurden, weil noch keine ausreichende Infrastruktur dafür an der Grenze geschaffen wurde. Es sei jetzt ein 15.000 Quadratmeter grosses Arial innerhalb der Grenze gekauft worden, wo Ende Oktober ein geeigneter Stall gebaut werden soll, um die Tiere korrekt zu entladen und zu versorgen, und, sofern notwendig, die benötigte Wartezeit für die Grenzabfertigung verbringen können. Die Türkei würde in diese Maßnahme fünf Millionen Euro investieren, ohne weitere Subventionen der EU.
Wir erinnern unsere Gesprächspartner daran, dass innerhalb der Grenze mehr Wasserstellen eingerichtet werden müssten. Das hatten wir bereits letztes Jahr gefordert. Sie entgegnen uns, dass der Grenzbeamte, der uns gestern mitteilte, es gäbe nur einen Wasserhahn, nicht die Wahrheit sagen würde. Es sollen tatsächlich ausreichend Wasserstellen vorhanden sein. Aber der jetzt genutzte Parkplatz sei nie vorgesehen gewesen für Tiertransporter (er ist nahe an den Duty Free Shops und Restaurants), auch weil es für sonstige Reisende nicht angenehm sei, neben Tiertransporten zu parken. Die Leute, die an der Grenze arbeiten, wollen die Tiertransporter dort nicht haben. Dr. Bayram Sertkaya und Dr. Gürkan versprechen uns, mit den Leuten vom Zoll zu sprechen und darauf zu drängen, dass mehr Wasserstellen zur Verfügung stehen.
Unsere Gesprächspartner betonen, dass die Türkei nicht für das Tierlelend an der Grenze verantwortlich gemacht werden dürfe, es sei auch Aufgabe der EU, mehr zu machen. EU-exportierende Länder schicken immer wieder Tiertransporte ohne gültige Papiere, mit Tieren ohne Ohrmarke und mehr geladenen Tieren als in den Papieren angegeben seien. Sie hätten dieses Jahr z.B. den Handel mit Bulgarien für vier Monate gestoppt, wegen gefälschter Ohrmarken und geschmuggelter Tiere. In den Papieren eines Transporters wären z.B. 400 Schafe aufgeführt gewesen. Beim Entladen und Nachzählen wären es dann 600 Schafe gewesen. Auch geben die Händler immer wieder an, dass die Tiere zum Mästen transportiert würden, um die 19 % Importsteuer zu sparen, in Wahrheit würden auch diese Tiere geschlachtet werden. Letztes Jahr wäre Ungarn in einen Betrugsfall involviert gewesen. Es seien Ohrmarken von geschlachteten Tieren erneut eingesetzt worden. Die Türkei muss aufpassen, dass keine Krankheiten ins Land importiert werden. Bei all den Lügen und Betrügereien und all der kriminellen Energie führe dies zwangsläufig zu langen Wartezeiten. Es bräuchte Zeit, die Probleme zu erkennen und dann entsprechend zu bearbeiten, besonders auch deshalb, weil man die Tiere nicht einfach zurückschicken könne. Wenn einer von 20 Transporten nicht korrekt sei, verlangsame er die Abfertigung aller folgenden Tiertransporte. Hinzu käme, dass viele Fahrer die Grenze dann erreichen würden, wenn Ihre vorgeschriebene Fahrzeit das Maxiumum erreicht sei und sie eine Pause machen müssten. „Warum machen die nicht woanders ihre Pause, versorgen dort ihre Tiere und entlasten so die Grenze? Die Fahrer wissen doch, dass die Infrastruktur an der Grenze nicht ausreichend ist“.
Wir nehmen all die Punkte auf und sagen unsererseits zu, diese gegenüber den EU-Exporteuren mit genauso viel Druck auszusprechen. Es ist in der Tat bedauerlich, dass die UECBV (Union of EU meat and live animal traders) nicht an diesem Meeting teilgenommen hat. Sie wurden eingeladen und planten ursprünglich uns zu begleiten, haben aber in der letzten Minute abgesagt. Sowohl die EU-Exporteure wie auch die türkischen Importeure profitieren von diesen Langstrecken-Tiertransporten. Es wäre deren Verantwortung gewesen, den Handel mit lebenden Tieren über diese Entfernung und Grenze im Vorfeld so zu organisieren, dass die Tiere nicht diese Qualen durchmachen müssen. Es ist bereits das zweite Jahr, dass unsere Teams Verstösse gegen geltendes EU-Recht und unvorstellbares Tierleid dokumentieren und den zuständigen Behörden zur Verfügung stellen. Auch wenn kleine Verbesserungen zu sehen sind, es ist bei weitem nicht ausreichend. Es ist vielmehr höchste Zeit, dass die Verantwortlichen ihre Fehler beheben und vor allem besser miteinander kommunizieren.