Als das Einsatzteam von EonA/AWF dieses Schlachthaus im Juni 2013 das Erste mal besucht hat, waren wir von den dortigen Zuständen vollkommen schockiert.
Uns schockierte nicht nur das Aufhängen der Rinder bei vollem Bewusstsein an einem Hinterbein (eine gängige Praxis in türkischen Schlachthäusern), sondern das viele zusätzliche Leid hier – die Bullen stehen im Blut der anderen Tiere, sie müssen eine sehr scharfe Ecke passieren um in die dunkle Schlachtbox zu gelangen, ihre Beine werden in eine Spalte zwischen Boden- und Seitenwand geklemmt, aber das aller Schlimmste war, dass der Schächter den Tieren in die Augäpfel gestochen hat, um ihren Kopf ruhig zu stellen.
Der Veterinär hat zugestimmt mindestens drei wichtige Verbesserungen umzusetzen:
1. Das Verbot, den Tieren in die Augäpfel zu drücken;
2. Eine zusätzliche Beleuchtung über der Schlachtbox;
3. Das Entschärfen der 90° Ecke im Treibgang.
Wir haben den Kauf einer Fixierbox vorgeschlagen, um das Aufhängen der Tiere zu beenden.
Die gute Nachricht ist, dass der Betriebsleiter nach unserem Bericht den Mitarbeiter entlassen hat, der den Tieren in die Augäpfel gestochen hat. Das hat uns sehr erleichtert. Der Veterinär konnte die Betriebsleiter auch davon überzeugen, stärkeres Licht über der Schlachtbox zu installierten, damit die Tiere einfacher reinlaufen.
Eine Lampe wurde über der Box installiert
Trotzdem gibt es noch so viele Fehlkonstruktionen in diesem Betrieb, die Verletzungsgefahren bergen und die Tiere zusätzlich ängstigen.
– Die Spalte vor der Schlachtbox ist noch nicht geschlossen, dort haben wir im Juni Tiere stürtzen gesehen:
– Die Ecke, die vom Treibgang in die Schlachtbox führt, ist immer noch viel zu scharf:
– Die Tiere werden immer noch lebendig an einem Hinterbein aufgehängt… wie in den meisten türkischen Schlachthäusern.
Bei unserem heuten Besuch ist uns in den Wartepferchen ein weiterer Missstand aufgefallen – die Gatterhöhe ist viel zu niedrig für die Tiere. Bei unserem Rundgang gab es einen Vorfall – eine Kuh versuchte über das Gatter zu springen und blieb mit dem Hinterbein hängen.
Es war schrecklich mit anzusehen. Wir konnten sie nicht einfach so berfreien, da sie zu schwer war. Schließlich gelang es ihr sich selbst zu befreien, dabei fiel sie auf die andere Seite des Geheges. Sie stand zwar auf, hatte aber Schmerzen im linken Hinterbein – sie entlastete es völlig.
Wir wissen, dass sie bald in diesem Zustand an einer Kette hochgezogen wird – in der Türkei müssen auch verletzte Tiere durch den regulären Schlachtprozess. Das Betäuben ist nicht erlaubt (laut Halal), um sie an Ort und Stelle zu erlösen. Wir zweifeln diese Entscheidung an, da laut Halal-Regel die Tiere auch nicht leiden dürfen.
Wir zeigen dem Veterinär Bildmaterial von Schlachthäusern mit deutlich besseren Tierschutzstandards als Beispiele und sehen uns gemeinsam die Konstruktionsvorschläge von Dr. Temple Grandin an, sowie Kataloge mit Betäubungsvorrichtungen.
Wir haben erfahren, dass dieser Betrieb leider von 5 Besitzern betrieben wird, die nicht gut miteinander auskommen. Deshalb ist es so schwierig, Verbesserungen oder Entscheidungen durchzusetzen. Obwohl der Veterinär unseren Vorschlägen zustimmt, ist er in seiner Ausübungsmacht begrenzt.
EonA/AWF hat versucht einen der 5 Besitzer zu kontaktieren um ein Treffen zu vereinbaren, aber unsere Anrufe wurden ignoriert. Schließlich konnten wir ein Treffen für Samstag den 15. Dezember vereinbaren, aber leider hat er bis heute (15. Dezember) keine Uhrzeit und keinen Treffpunkt bestätigt.
Bei unserem Treffen nächste Woche im türkischen Wirtschaftsministerium werden wir auf die dringend notwendigen Verbesserungen in diesem Schlachtbetreib hinweisen.