Unser EonA/AWF Einsatzteam ist erneut in der Türkei, um Möglichkeiten für eine Verbesserung des Tierschutzes in Halal-Schlachthöfen zu erarbeiten.
Heute sind Asalet und Lesley zu einer Besprechung bei Gimdes eingeladen. Diese Organisation ist für die Zertifizierung von Halalfleisch zuständig. Wir treffen den Imam und zwei Verantwortliche für die Zertifizierung. Wir zeigen ihnen unsere Filmaufnahmen aus den Schlachthofkontrollen im Juni aber auch älteres Material, welches von unseren Partnerorganisationen Compassion in World Farming und Animals Australia stammt.
Wir wollen unseren Gesprächspartnern zeigen, dass die Halal-Schlachtregeln nicht eingehalten werden. Sie verweisen darauf, dass die türkischen Verbraucher glauben, alles sei Halal, nur weil sie in einem muslimischen Land leben. Das sei bei weitem nicht so. Deshalb bekäme auch nicht alles Fleisch das Gimdes Halal Zertifikat.
Die von ihnen zertifizierten Schlachtbetriebe müssen hygienische, religiöse und tierschutzrechtliche Bestimmungen einhalten. Sie müssen mit CCTV ausgestattet sein, damit Gimdes jederzeit die Bedingungen im Schlachthaus überwachen kann. Die Betriebe müssen einen Halal-Supervisor haben, der eine 5-tägige Unterweisung bei Gimdes absolviert hat, um sicherzustellen, dass die Halal-Regeln respektiert und im Betrieb umgesetzt werden.
Das Treffen war produktiv und wir fanden Gemeinsamkeiten. Sie waren vom Umgang mit verletzten Tieren in den Schlachthöfen schockiert (das Traktieren festliegender Kühe mit Elektroschockern, das Hinterherschleifen von Schafen und Aufhängen bei vollem Bewusstsein) und vor allem von den Aufnahmen im Schlachthof Yilkay in Bursa, wo Mitarbeiter den Bullen vor der Schlachtung mit den Fingern in die Augäpfel stechen. Dem muslimischen Glauben nach, muss den Tieren jedoch immer Respekt und Achtung gezollt werden.
Die anschließende Diskussion ergibt, dass wir keine Einigung erzielen können, dass vor dem Schlachten die Tiere (Hühner ausgenommen) betäubt werden. Die Angst, dass die Tiere während des Betäubens sterben ist viel zu groß. Wir sind uns aber einig, dass alle Dinge beseitigt werden sollten, die vor dem Schlachten zu Stress, Angst und Schmerz der Tiere führen können.
Wir äußerten unsere Bedenken, dass in den meisten Schlachtbetrieben Rinder und Schafe immer noch bei vollem Bewusstsein mit einer Kette am Hinterbein hochgezogen werden – das verursacht äußerste Schmerzen und Stress. Sie sagen, 30% aller Schlachtbetriebe die sie zertifizieren, benutzen jetzt die rotierende Betäubungsbox. In diese Richtung wollen sie weiterhin gehen. Allerdings müssen wir realistisch sein – man kann nicht von jetzt auf gleich die alte Methode abschaffen. Besser ist es, die Betriebe dazu zu bringen, sich von Gimdes Halal zertifizieren zu lassen und sie dann so schnell wie möglich an das bessere System anzupassen.
Unser Team vereinbart weiterhin mit ihnen in Kontakt zu bleiben und wir werden ihnen unsere Berichte zur Verfügung stellen. Bisher hatte keiner der von uns besuchten Schlachtbetriebe in der Türkei das Gimdes Halal Zertifikat. Wir möchten uns bei Gimdes für ihre Zeit und das offene Gespräch bedanken.