Eyes on Animals hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf die am bulgarisch/türkischen Grenzübergang festsitzenden Tiertransporter aufmerksam zu machen. Es sitzen 250 Ziegen aus den Niederlanden fest, die zum Großteil tragend sind. Auf Grund lückenhafter Papiere und weil einige Tiere nicht den türkischen Einfuhrbestimmungen im Bezug auf das Alter entsprechen, wurden die Van Dommelen Transporter von der türkischen Grenzbehörde abgewiesen. Nach 2,5 Tagen dürfen die Transporter nun endlich in die Türkei einreisen. Die armen Ziegen haben dann eine äußerst strapazvolle Reise von 130 Stunden hinter sich: vom niederländischen Ijselstein bis in den südlichen Teil von Ankara, Türkei. “Ein weiteres Beispiel wie schrecklich Langstreckentransporte von Nutztieren sind.”
Eyes on Animals Direktorin Lesley Moffat: “Eyes on Animals hatte das niederländische Wirtschaftsministerium, die Viehhändler sowie die NVWA bei etlichen Gelegenheiten vorgewarnt, dass der Export von sensiblen Tieren, wie zum Beispiel trächtigen Ziegen einfach unverantwortlich ist. Der Grenzübergang EU/Türkei ist ganz besonders dafür berüchtigt, dass die Tiere auf Grund langer Wartezeiten, sich ständig ändernder Einfuhrbestimmungen, extremen Wetterverhältnissen, Mangel an Wasser und Futter und fehlender Infrastruktur zur Versorgung der Tiere, extrem leiden müssen. An diesem Grenzübergang sind schon viele Tiere auf den festsitzenden Transportern verendet. Die gegenwärtige Politik sieht aber vor, weiterhin in den Export von lebenden Tieren in ferne Länder zu investieren, was ethisch nicht vertretbar ist”.
‘Die NVWA muss eine Untersuchung einleiten’
Seit 2011 überwachen und kontrollieren wir gemeinsam mit der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation Lebendtierexporte aus Europa in die Türkei und andere ferne Länder. Eyes on Animals erhielt einen Hinweis, dass ein fraglicher Transport am 2. Februar tatsächlich die bulgarische Grenze passiert hatte, aber danach im “Niemandsland” zwischen den bulgarischen und türkischen Kontrollpunkten auf Grund fehlerhafter Papiere festsaß. Ein türkisches Mitglied von Eyes on Animals war daraufhin am 3. Februar an die türkische Grenze gereist, um vor Ort die Lage zu prüfen. Zwischenzeitlich kontaktierte das EonA-Team in den Niederlanden die NVWA und das Wirtschaftsministerium, damit diese gemeinsam mit der türkischen Behörde, schnell eine Lösung für den Ziegentransport finden. Außerdem hat Eyes on Animals die NVWA dazu aufgefordert, eine Untersuchung über die Handels- und Transportpraktiken des Spediteurs dieses Transportes, Van Kooten (Montfoort) und Tansportunternehmen Van Dommelen, durchzuführen.
Moffat: “Eine Wiederholung muss unbedingt verhindert werden. Die Papierarbeit muss vor dem Transport zu 100% abgeschlossen sein und die Importbestimmungen müssen vollständig befolgt werden. Denn letztendlich zahlen die Tiere den Preis, wenn Behörden Unstimmigkeiten feststellen.”
Der Transporteur hat die zweite Ruhepause nicht eingehalten
Eyes on Animals hat Kopien der Transportdokumente sichergestellt: der Ziegentransporter fuhr von Ijselstein (NL) nach Gölbasi, Türkei (bei Ankara): fast 4000 km. Laut genehmigtem Fahrtenplan sollte der Transporteur (Van Dommelen) zwei Pausen einlegen, bei denen die Tiere entladen, gefüttert und getränkt werden sollten. Vorgesehen waren zwei Ruhepausen, einmal in Ungarn und im Süden Bulgariens. Allerdings hat der Transporteur die zweite Pause in Bulgarien übersprungen und ist direkt Richtung Gölbasi weiter gefahren.
Moffat: “Damit haben die Fahrer zwar seit der ersten Pause in Ungarn nicht unbedingt die maximale Transportzeit von 29 Stunden überschritten, aber der Grenzübergang in die Türkei ist berüchtigt für extrem lange Wartezeiten, und die Fahrt ging schließlich noch weitere 10 Stunden weiter. Sind die Transporter einmal in der Türkei, gibt es keine Kontrollstellen mehr. Diesen Umstand und die laxe Strafverfolgung in der Türkei, nutzen viele Fahrer aus und setzten damit das Wohl der Tiere aufs Spiel. Zudem hätte die Ruhepause im Fahrtendokument des NVWA-Export-Zertifikats nicht erwähnt werden dürfen, wenn diese nicht eingehalten wurde! Wir haben sogar eine E-Mail vom 28.01.2015 in der die Mitarbeiter des bulgarischen Rasthofs die Reservierung von Van Dommelen bestätigt haben.”
Am 4. Februar kontrollierte unser türkischer EonA-Mitarbeiter nochmals den Zustand der Ziegen, die schon seit dem 30. Januar unterwegs waren. L. Moffat: “Glücklicherweise sind die Transporter nicht überladen und die Fahrer haben zusätzliches Futter dabei, aber je länger die Tiere festsitzen, umso größer ist das Risiko. Zum Beispiel steigt die Ammoniakbelastung in der Luft, da das schmutzige Einstreu nicht entfernt werden kann; die geladenen Ziegen sind am Ende der Trächtigkeitsdauer, es kann jederzeit passieren, dass die Lämmer auf die Welt kommen und auf dem Transporter zertrampelt werden. EoA muss regelmäßig bei Einsätzen an Grenzkontrollstellen neugeborene Tiere retten.” Am frühen Mittwoch Abend bekommen wir schließlich die Nachricht, dass die türkische Behörde grünes Licht für die Einreise gegeben hat, nachdem die Niederlande mit der türkischen Behörde Kontakt aufgenommen hatte. Den Tieren steht nun eine weitere Fahrt von 10 Stunden bevor, bis sie endlich am Zielort entladen werden.
Die Geschichte wiederholt sich
Die Geschichte wiederholt sich immer wieder stellt Lesley Moffat fest. “Viel zu viele Tiere werden hier geopfert. EoA hat so viele voll beladene Tiertransporter am türkischen Grenzübergang gesehen – Rinder und Schafe – die leiden, Tiere bei denen die Wehen einsetzten, Tiere die im Sterben liegen oder schon verendet sind, nur weil sich auf Grund von Inkompetenzen bei den Einfuhrbestimmungen und mangelhaften Kenntnissen, die Wartezeiten unnötig verlängern. Letztes Jahr im Oktober gab es schon einen ähnlichen Vorfall. Damals saß ein Transporter mit trächtigen Büffeln aus Italien tagelang an der europäisch/türkischen Grenze fest (sehen Sie den Film). Wir hatten die niederländischen Behörden und die europäische Kommission wiederholt über diesen Vorfall alarmiert.” Beim letzten Mal haben wir dann direkt den Wirtschaftsausschuss des Parlaments angesprochen: “Wie oft werden Tiere noch Opfer unserer wirtschaftlichen Ziele?”
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